Dr. med. Georg (von) Bergmann wurde am 3.10.1868 in Petrosavotsk bei St. Petersburg geboren. Offensichtlich entstammte er einer Adelsfamilie des Baltikums, hat aber das Adelsprädikat „von“ nur selten geführt. In den späteren Adressbüchern inseriert er meistens als Dr. G. Bergmann. Er studierte Medizin, wahrscheinlich in St. Petersburg oder in Dorpat (Tartu). Die Errichtung einer kommunistischen Diktatur in Russland und im von den Russen besetzten Baltikum führte dazu, dass Hunderttausende die Sowjetunion verließen. Viele begaben sich über Sibirien nach China, wo sie als staatenlose „Weißrussen“ in chinesischen Großstädten Quartier machten, vor allem in Harbin, Mukden, Dairen, Shanghai, Peking u.a. Auch Dr. v.Bergmann ist offenbar als Flüchtling nach Ostasien gekommen. Er lässt sich, zusammen mit seiner Frau Ludmilla (* 19.11.1869), im Jahre 1922 in Tsingtau nieder. Er ist jetzt 54 Jahre alt. Er gründet im nahen Laoshan-Gebirge ein Erholungsheim, das er selbst leitet. Für die Ausländer in Tsingtau ist der nahe Laoshan ihr „Luftkurort“. 1924 erhält v.Bergmann einen Ruf an ein Hospital in Harbin, dem er folgt. Er ist dort Oberarzt an einem russischen oder chinesischen Krankenhaus. Er wohnt zunächst in der Girinskaja 14, dann Girinskaja 29, schließlich am Bolshoi Prospekt.
Das Erholungsheim im Laoshan hatte er während seiner Abwesenheit verpachtet. 1931 kehrt er nach Tsingtau zurück, eröffnet in der Stadt eine Arztpraxis (Dexian Road 6) und übernimmt auch wieder das Management seines Erholungsheimes im Laoshan, das er zu einem modernen Sanatorium ausbauen will. 1932 publiziert er als Werbeschrift für sein Erholungsheim eine 19-seitige Broschüre mit dem Titel: „Der Lao-Shan bei Tsingtau als klimatischer Kurort. – Dr. George von Bergmann.“
In Tsingtau hatte seit dem 22.7.1931 das Chinesenhospital (genannt Wunsch-Krankenhaus) der deutschen Ostasienmission keinen europäischen Arzt mehr. Es wurde nur in beschränkter Form als Poliklinik mit Dr. Li und der Schwester Hanny Moser weitergeführt. Nach langen Diskussionen beschloss man Oktober 1935, das Wunsch-Hospital wieder zu eröffnen und trat an Dr. Bergmann heran mit dem Vorschlag, dass er die Leitung übernimmt, zusammen mit der Schwester Toni Müller. Dr. Bergmann stimmte zu. Leider zeigte sich bald, dass Dr. Bergmann schwer krank war und zur Behandlung nach Shanghai gehen musste. Er wurde temporär von anderen ausländischen Ärzten vertreten. Nach seiner Rückkunft ist er dann bald am 12.8.1937 in Tsingtau gestorben. Seine Witwe, Frau Ludmilla Bergmann, blieb in Tsingtau und ist dort noch im März 1949 nachweisbar.