Grahl, Gesko de (1876 – 1933), Dozent an der DCH


Gesko de Grahl wurde am 24.05.1876 in Königsberg als Sohn des königlich preußischen Hofrates Otto de Grahl geboren. Offensichtlich hat er dort das Gymnasium absolviert und dann wahrscheinlich an verschiedenen Universitäten studiert mit dem Ziel, Gymnasiallehrer zu werden. Seine Hauptfächer waren Mathematik und Naturwissenschaften. Nach Abschluß der Referendarzeit wird er an verschiedenen Schulen tätig gewesen sein. Am 15.03.1902 heiratete er Elisabeth Runge. Die Ernennungsurkunde zum Beamten lautet: „Im Namen des Königs. Der Hilfslehrer Gesko de Grahl in Nienburg a.d.Weser wird hierdurch zum Königlichen Oberlehrer ernannt und bestellt. Berlin, den 28. Januar 1908.“ Am 15. Okt. 1911 trifft er mit Frau und 2 Kindern in Tsingtau ein.

In Tsingtau war im Oktober 1909 die Deutsch-Chinesische Hochschule eröffnet worden. Sie hatte eine 6-jährige Unterstufe = Gymnasium, in welcher die jungen Chinesen Deutsch lernten, damit sie später in der Oberstufe den auf Deutsch gehaltenen Fachvorlesungen der Dozenten folgen konnten. Die Schüler erhielten auch Unterricht in den chinesischen Klassikern, in allgemeiner Geschichte und Geographie, sowie in Mathematik, Botanik, Zoologie, Physik und Chemie. Die Oberstufe hatte 4 Abteilungen: 1) Jura und Staatswissenschaft; 2) Technik und Naturwissenschaften; 3) Forst- und Landwirtschaft;    4) Medizin (ab Sommer 1911).

Gesko de Grahl war von 1911 bis Juli 1914 als Oberlehrer und dann als Dozent in der technisch-naturwissenschaftlichen Abteilung tätig und unterrichtete u.a. Mathematik, Geodäsie und Konstruktives Zeichnen. Er war der Nachfolger des Oberlehrers und Dozenten Dr. Konrad Knopp, der im Herbst 1911 Tsingtau verlassen hatte und später ein international berühmter Professor für Mathematik an der Universität Tübingen wurde. Die Bestallung de Grahls lautet: „Im Namen des Kaisers. Der Oberlehrer Gesko de Grahl wird hiermit zum Dozenten an der Deutsch-chinesischen Hochschule in Tsingtau ernannt und bestellt. Berlin, den 9.9.1913. In Vertretung des Reichskanzlers. gez. v.Tirpitz.“

Nach Kriegsausbruch im August 1914 gingen Frau de Grahl und die beiden Kinder nach Tientsin. De Grahl nahm als Landsturmmann an der Verteidigung der Stadt gegen die Japaner teil, verließ aber rechtzeitig im November oder Dezember 1914 Tsingtau und zog mit der Familie nach Shanghai, wo er von 1915 bis 1919 an der deutschen Tongji-Universität als Dozent für Tiefbau tätig war. Im Frühjahr 1919 wurden die meisten Shanghai-Deutschen von den Briten nach Deutschland zwangsrepatriiert. In der Heimat fand de Grahl eine Anstellung im Reichswehrministerium. Die Anstellungsurkunde lautet: „Im Namen des Reichs. Der bisherige Dozent an der Deutsch-Chinesischen Hochschule in Tsingtau: Gesko Johann Alfred Carl Franz Egon d e G r a h l ist als Regierungsrat in der Reichswehr mit Wirkung vom 1. April 1920 angestellt. Freudenstadt, den 29.08.1920. Der Reichspräsident. gez. Ebert.“ Bald danach muß ihm der Titel „Professor“ verliehen worden sein, denn in der Bestallung zum Oberregierungsrat im Heeresverwaltungsdienst vom 21. Juni 1921 heißt es: „Der bisherige Regierungsrat, Professor Gesko de Grahl, …“ Er erwirbt sich in diesen Jahren Verdienste um die Gestaltung des militärischen Bildungswesens. 1926 erfolgt eine weitere Beförderung und Versetzung in das Heereswaffenamt: „Im Namen des Reichs ernenne ich den Oberregierungsrat, Professor Gesko de Grahl zum Ministerialrat. Berlin, den 6.Mai 1926. Der Reichspräsident. gez. von Hindenburg.“ Später ist er als Ministerialdirektor a.D. aus dem Reichsdienst ausgeschieden. Ganz unerwartet, nach einer schweren Lungenentzündung, starb de Grahl am 27. Nov. 1933 in Berlin-Schöneberg.

Gesko de Grahl war verheiratet mit Elisabeth Runge. Sie wurde am 16.05.1880 in Svendborg/Dänemark geboren. Sie ist 1961 oder 1962 verstorben und wurde auf dem Perlacher Forst-Friedhof in München bestattet.                                             2 Kinder: 1) Astri, * in Berlin-Schöneberg 5.2.1903. Sie heiratete Herrn Johannes Zoozmann. Sie starb in Berlin-Steglitz am 17.11.1995. Das Paar hatte keine Kinder. 2) Hans-Jörg, er heiratete die Französin Genevieve Lefebvre, sie wurde am 3.6.1914 geboren. Aus dieser Ehe ging als einziges Kind Raymond de Grahl hervor, der am 1.8.1942 in Rouen geboren wurde. Hans-Jörg starb Dez. 1969. Genevieve ist am 25.10.1995 in Paris gestorben.   Raymond hat einen Sohn, Erik de Grahl, geboren am 16.10.1982 .   

(Quellen: Mitteilungen von Herrn Börries de Grahl; Akten der Deutsch-Chinesischen Hochschule Tsingtau; R. Bieg-Brentzel: Die Tongji-Universität. 1984, S. 100; Ostasiatische Rundschau 1921, S. 100; 1924, Nr. 2; 1933, S. 156)