Carl Gomoll stammte aus Stolp in Hinterpommern. Er wurde dort am 7.2.1869 geboren als Sohn des August Gomoll, der nur knapp 2 Jahre später als Wachtmeister der Fürst-Blücher-Husaren im deutsch-französischen Krieg am 4.12.1870 gefallen ist, im Alter von 33 Jahren. Carl Gomoll kam 1903 nach China und eröffnete in Shanghai eine Brauerei und Gastwirtschaft. Im Jahre 1906 übersiedelte er nach Tsingtau und errichtete eine Weißbier Brauerei, da die dortige Germania Brauerei kein Weißbier erzeugte. In dem Adreßbuch 1907/08, das im Sommer 1907 erschien, wird die Firma zum ersten Male erwähnt: „Gomoll, Carl, Brauerei“. Es folgt der chinesische Name, und dann eine Spezifizierung: Berliner Weißbier Brauerei, Geschäftslokal: Friedrichstr. Nr. 404, Inhaber: Carl Gomoll. Von 1910 bis 1914 hat er sein Geschäftslokal in der Schlachthofstraße und bezeichnet seine Firma: Berliner Weißbier- und Porter-Brauerei. Die Firmenbezeichnung „Brauerei“ deutet auf eine tatsächliche lokale Produktion, andererseits kann man sich kaum vorstellen, daß die damalige Administration es zugelassen hat, an der Hauptgeschäftsstraße, der Friedrichstraße (Zhongshanlu), eine Bierfabrik zu etablieren! Tatsächlich ist ja ab 1909 oder spätestens ab 1910 die sog. Brauerei westlich der Eisenbahnlinie an der Schlachthofstraße (Kuan Cheng Road). Diese Gegend war in der Tat eher für Fabriken geeignet, da dort – zumindest damals – kaum jemand wohnte. Andererseits verzeichnet die Katasterkarte vom 31.12.1912 im Maßstab 1:2000 kein Grundstück an der Schlachthofstraße, das Gomoll gehört, und außer dem Schlachthof ist nur auf einer Parzelle ein Gebäude eingetragen, diese Parzelle gehört einem J.Weber. Sollte Gomoll dieses Grundstück nur gepachtet haben? Während bei der 1903 gegründeten Germania Brauerei, die im Nordosten weit vor der Stadt lag, immer rund 5-6 deutsche Mitarbeiter im Adressbuch genannt werden, erscheint bei der Nennung der Gomoll Brauerei nur sein Name als einziger, d.h. er muß sein eigener Braumeister gewesen sein und alle anderen Beschäftigten waren Chinesen.
Als Carl Gomoll nach China kam, war er schon verheiratet. Seine Frau Clara, geb. Adam, stirbt in Tsingtau am 6.6.1908. Sie war 39 Jahre alt, geboren 1867. Er hat dann 1911 noch einmal geheiratet: Margarethe Luise Henriette Adam, 23 Jahre alt, Tochter des Fabrikanten Richard Adam. Sicherlich war Margarethe Adam eine Verwandte von Carls erster Frau Clara Adam. Das Ehepaar hatte 3 Kinder: 1) Maria, * Tsingtau 18.7.1912 (später verheiratete Benecke). 2) Erika, * Tsingtau 26.8.1913. Nach Kriegsausbruch am 1.8.1914 verließ Frau Margarethe Gomoll mit den 2 Töchtern die Stadt, und Carl Gomoll wirkte als Gefreiter des Landsturms bei der Verteidigung Tsingtaus mit, mußte deswegen von Nov. 1914 bis Anfang 1920 die Kriegsgefangenschaft in Japan erdulden. Er war erst in Osaka, dann im Lager Ninoshima.
Nach der Entlassung aus der Gefangenschaft kehrt er mit seiner Familie nach Tsingtau zurück. Am 27.7.1921 wird dort der Sohn Karl-Heinz geboren. Gomoll versucht, seine Brauerei wieder in Gang zu bringen. Im „Adressbuch für das Deutschtum in Ostasien“ von 1925 (Bd.1) findet sich unter Tsingtau der Eintrag: „Vitalis Mineralwasser Co., 39 Pacific Road, Bierbrauerei und Mineralwasser-Fabrik, C.Gomoll.“
Laut Adressenliste von 1926 und Oktober 1927 wohnt die Familie Gomoll jetzt 41 Pacific Road, während die Fabrik sich 15 Pacific Road befindet. Die 2 Töchter besuchen die höhere Mädchenschule des Heilig-Geist-Konventes, der Sohn die deutsche Schule. Mit seinem Unternehmen hat Gomoll keinen Erfolg. Im Nachruf der Ostasiatischen Rundschau 1932, S. 294 heißt es: „1928 kehrte er wirtschaftlich und körperlich gebrochen mit seiner Familie nach Deutschland zurück. Im Altersheim in Farmsen ist er dann langsam dahingesiecht.“ Carl Gomoll starb am 11. Mai 1932 in Hamburg. – Frau Margarethe Gomoll, geb. Adam, (* 1888) ist Mitte der 1960iger Jahre in Hamburg gestorben.
Der Sohn, Karl-Heinz Gomoll, in Tsingtau am 27.7.1921 geboren, wurde im 2.Weltkrieg zum Kriegsdienst eingezogen. Er nahm zunächst am Vormarsch auf Moskau teil. Später wurde er nach einer Erfrierung der Zehen zum deutschen Afrikakorps versetzt, mit dessen Resten er 1943 zunächst in britische und dann in amerikanische Kriegsgefangenschaft geriet. Nach Kriegsende mußte er noch bis 1947 Reparationsarbeit in Frankreich leisten. Danach fand er eine Beschäftigung beim Passkontrolldienst, dem Vorläufer des Bundesgrenzschutzes. Über Bad Bentheim und Emden kam er 1966 nach Travemünde, wo er am 20.2.1977 im Alter von 55 Jahren an einem Herzinfarkt verstorben ist.