Arzt, Sinologe, Medizinhistoriker
1881
am 5. Dezember in Weimar geboren, als Sohn des Hofschauspielers Eduard Hübotter (1839 – 1919) und der Koloratursängerin Hulda, geb. Anstensen (1840 – 1915). 1884 zog die Familie nach Berlin. Von 1892 bis 1901 Besuch des humanistischen Friedrichsgymnasiums.
1901
Abitur in Berlin. Immatrikulation in Jena für ein Medizinstudium
1906
Medizinisches Staatsexamen nach Studium in Jena, Berlin und Heidelberg sowie Promotion zum Dr.med. in Jena am 28. Nov.
1907
ab Mai Assistenzarzt in Berlin unter Prof. Fedor Krause, Chirurg am Augusta-Hospital
1908
Assistent in London bei dem Gehirnchirurgen Sir Victor Horsley
1909
Assistent in Paris bei dem Chirurgen Eugéne Doyen, Sinologiestudium bei Chavannes. Im Oktober Rückkehr an das Augusta-Hospital in Berlin. In den nächsten Jahren neben der Arzttätigkeit Teilnahme an diversen Sprachkursen am SOS u. in Leipzig: Sanskrit, Chinesisch, Mandschurisch, Tibetisch, Arabisch, Persisch, Türkisch u.a.
1912
Promotion zum Dr. phil. in Leipzig bei Prof. Conrady mit der sinologischen Dissertation: „Aus den Plänen der kämpfenden Reiche nebst den entsprechenden Biographien des Se-ma-Ts’ien.“
1913
am 26.6. reicht er seine Habilitationsschrift: „Beiträge zur Kenntnis der chinesischen sowie der tibetisch-mongolischen Pharmakologie“ bei der medizinischen Fakultät der Berliner Universität ein. – Die endgültige Habilitation für Medizingeschichte fand erst am 5. Dez. 1914 mit dem Probevortrag in der Aula der Berliner Universität statt.
1914
ab 4. August bis zum 1.10. 1919 war Hübotter als Sanitätsoffizier tätig. Zunächst am Augusta Hospital, hielt im SS 1915 als Privatdozent auch eine Vorlesung und ein Seminar ab. 1916 heiratete er die Krankenschwester Eva Pusch. Kurz darauf wurde er eingezogen und leistete als Stabsarzt Kriegsdienst an der russischen Front. 1918 war er für das X. Armeekorps an 2 Krankenhäusern in Hannover tätig.
1919
nach Kriegsende wieder in Berlin.
1920
erscheint die Arbeit: „3000 Jahre Medizin“. Am Ende des Jahres stirbt seine Frau Eva.
1921
ab 1. April läßt er sich zu Forschungszwecken beurlauben und übernimmt bis 1925 ein Lektorat für Medizin und deutsche Sprache an der medizinischen Hochschule und am Obergymnasium in Kumamoto auf Kyushu in Japan.
1921
zweite Ehe mit Annemarie Hornemann (1895 – 1968), sie war auf dem Rittergut Gutenpaaren bei Ketzin an der Havel aufgewachsen.
1922
Jan. 3 erhält er von der Berliner Universität den Status eines nichtbeamteten außerordentlichen Professors mit Lehrauftrag.
1923
28. Januar Geburt der Tochter Eva in Kumamoto
1924
23. Mai Geburt des Sohnes Fritz in Kumamoto
1925
im Frühjahr kehrt er nach Berlin zurück und hält im SS Vorlesungen. Er wohnt in Gutenpaaren bei Ketzin
1925
ab November als Missionsarzt in Yiyang, Hunan, China, wo er für anderthalb Jahre vertretungsweise ein norwegisches Missionskrankenhaus leitet.
1927
zurück nach Berlin, dort Homöopathisches Dispensierexamen, erwarb damit das Recht, sich als “praktischer homöopathischer Arzt“ zu bezeichnen. Von SS 1927 bis WS 1928/29 Vorlesungen an der Universität.
1928
Vortragsreise in die Schweiz, um für die ärztliche Mission in China zu werben, bei dieser Gelegenheit Bekanntschaft mit Albert Schweitzer.
1929
Vorstandsmitglied der Deutschen Ostasien-Mission. Es erscheint sein bedeutendstes Werk: „Die Chinesische Medizin zu Beginn des XX. Jahrhunderts und ihr historischer Entwicklungsgang.“ – In der Broschüre der Ostasien-Mission: „Krankenhilfe und Christenhilfe in China“ steuert er den Beitrag bei: „Notwendigkeit und Segen der ärztlichen Mission“. –Mitherausgeber der 2. Auflage des 1. Bandes von: „Biographisches Lexikons der hervorragenden Ärzte“.
1930 Aussendung durch die Ostasien-Mission als Missionsarzt für das Wunsch-Hospital in Tsingtau. Nach Ankunft dort kommt es zu einem Bruch mit der Ostasien-Mission und Hübotter eröffnet ein Forschungsinstitut für chinesische Medizin und eine Privatklinik (mit 8 Betten, Röntgenanlage und kompletter chirurgischer Ausrüstung) in der Jiangsu Rd. 36. Die Familie wohnt in Longkou Rd. 12.
1931
im Oktober wird ihm seitens der Berliner Universität der Urlaub nicht mehr verlängert, die Verbindung mit der Universität ist damit beendet. –
1932
Hübotter gewinnt für den Betrieb der Klinik zusätzlich einen amerikanischen Kollegen, Dr. Don G. Lew. Die Klinik nennt sich seitdem American-German Hospital (bis 1938).
1935
wird die Nummerierung der Häuser in Tsingtau geändert. Die Privatklinik hat jetzt die Adresse: Jiangsu Rd. 10, die Wohnung der Familie Longkou Rd. 46.
1936
siedelt Frau Hübotter mit Tochter und Sohn nach Deutschland um wegen der schulischen Ausbildung der Kinder.
1937
kurzer Besuch in Berlin.
1938
zieht die Klinik um in die Longkou Rd. 46, in der Hübotter auch wohnt. Den Namen: American-German Hospital gibt es nicht mehr, auch Dr. Lew ist nicht mehr da.
1939
Hübotter wohnt jetzt Hunan Rd. 9, die Privatklinik ist weiterhin in der Lungkou Rd. 46 an der auch Dr. med. Richard Brown (ein Brite ?) tätig ist.
1941
am 8. Dez. beginnt der Krieg Japans mit den USA und Großbritannien. Der Kollege Dr. med. Brown wird, wie alle Briten und US-Amerikaner, von den Japanern entweder repatriiert oder nach Weixian in das Internierungslager gebracht.
1944
In Tsingtau wurde ab 1931 in der Nähe des Dorfes Zhanshan ein buddhistischer Tempel mit Klosterschule errichtet. Der Abt Tanxü (T’an hsü) hält regelmäßig Vorträge über die buddhistische Lehre und Hübotter besucht häufig die Vorlesungen. 1944 wird er endgültig zum Mahayana Buddhismus übertreten.
1945 Irgendwann zwischen 1943 und 1945 zieht Hübotter von der Hunan Rd. 9 um in die Klinik, Longkou Rd. 46. Er ist Eigentümer des Hauses.
1947 Im August wird die 2. Gruppe von Tsingtau-Deutschen in die Heimat repatriiert. Hübotter stand nicht auf der endgültigen Liste, wurde aber doch am Morgen des 28. August überraschend, wie eine Reihe anderer Deutscher, im Polizeiamt inhaftiert. Er ist aber nicht repatriiert worden, denn er bekam dort „hohes Fieber“ und musste entlassen werden. Als Arzt wusste er, wie man es schafft, plötzlich „hohes Fieber“ zu haben.
1949
2. Juni marschieren die Kommunisten in Tsingtau ein.
1952
28. August bis 28.12.1952 durch die Kommunisten im Gefängnis inhaftiert und Beschlagnahme der Klinik mit samt der Ausrüstung mit chirurgischen Instrumenten und Röntgenapparat sowie der Bibliothek und wertvollen Manuskripten.
1953
im März Ausweisung aus China. Von Hongkong aus Rückflug nach Deutschland. Mitte September lässt er sich als Kassenarzt in Berlin-Tempelhof nieder. Neben der Schulmedizin wandte er Homöopathie und – als Erster in Deutschland – Akupunktur an. – Im Dezember wird er von der Freien Universität zum Honorarprofessor für das Fach Geschichte der Medizin ernannt mit Lehrauftrag ab SS 1954.
1954
Präsident der Buddhistischen Gesellschaft.
1956
in Nepal zum 4. Buddhistischen Weltkongreß
1960
Reise über Taiwan zu Vortrag in Tokyo auf Akupunkturkongress
1967
am 23. März in Berlin verstorben
1968
stirbt Frau Annemarie Hübotter, geb. Hornemann
—
Hans-Robert Goldmann: „Franz Hübotter (1881 – 1967). Ein Berliner Arzt zwischen Ost und West.“ Medizinische Dissertation an der Freien Universität Berlin 1991, aus dem Institut für Geschichte der Medizin. (Privatdruck, 155 Seiten, 1 Foto.)