Knopp, Konrad, Dr. (1882 – 1957), Dozent an der DCH 1910-11

* in Berlin-Friedenau 22.7.1882, + in Annecy bei Genf 30.4. 1957

Knopp war von 1919 bis 1926 o.Professor für Mathematik an der Universität Königsberg i.Pr. und von 1926 bis 1950 an der Universität Tübingen.

Der Oberlehrer Dr. Knopp war 1908 als Dozent an die Handelshochschule in Nagasaki, Japan, gegangen und war bis 1909 dort tätig. Bei der Rückreise soll er noch weitere Länder Asiens, vor allem Indien, besucht haben. 1910 erhält er einen Ruf an die 1909 gegründete Deutsch-Chinesische Hochschule in Tsingtau. Er heiratet daraufhin die 3 Jahre ältere Malerin Gertrud Kreßner, 30 Jahre alt, Tochter des Obersten Karl Kreßner, und fährt mit ihr nach Tsingtau, wo er am 29.8.1910 eintrifft. Leider herrschten zu dem Zeitpunkt Konflikte zwischen einigen Dozenten und Prof. Keiper, dem Direktor der Hochschule, so dass für Knopp sein Jahr in Tsingtau sehr unfruchtbar war. Ein Lichtblick für ihn war die rasch gewonnene Freundschaft mit dem Pfarrer und Missionar Richard Wilhelm, der später großes Ansehen als Übersetzer der chinesischen Klassiker genießen sollte, und die Freundschaft mit dem Jura-Dozenten Harald Gutherz und dessen Frau, einer Konzertsängerin. Am 13.7.1911 wurde dem Ehepaar Knopp die Tochter Ortrud geboren, die Taufe wurde durch Richard Wilhelm vollzogen. Leider führte die Geburt bei Frau Knopp zu erheblichen gesundheitlichen Problemen, und weder Dr. med. Weischer (Lazarett) noch Dr. med. Eyl (Faberkrankenhaus) konnten eine zutreffende Diagnose stellen. Knopp scheint von sich aus gekündigt zu haben und verließ Tsingtau mit Frau und Kind bereits am 31.8.1911.
In einem Brief vom 6. Dez. 1911, Knopp hatte sich gerade im Fach Mathematik an der Berliner Universität habilitiert, nimmt er gegenüber Richard Wilhelm noch einmal Stellung zu seinem Jahr in Tsingtau. Für ihn war es ein unbefriedigendes Jahr.

Nach seiner Emeritierung 1950 war Knopp 1950 und 1953/54 in Cincinnati in einem Research Project der dortigen Universität tätig. Auf einer Ferienreise starb Knopp am 30.4.1957 in Frankreich in Annecy am Genfer See an den Folgen eines Schlaganfalls.

Die Tochter, Ortrud Knopp, promovierte und heiratete Dr. Karl Spohn. Der Sohn, Dipl. Ing. Ingolf Knopp heiratete Agnes Warth. Die Traueranzeige vom 5.Mai 1957 erwähnt die Witwe Frau Gertrud Knopp, Ortrud und Karl Spohn, Ingolf und Agnes Knopp und 5 Enkelkinder.


Ich besitze Xerokopien folgender handgeschriebener Briefe an Richard Wilhelm in Tsingtau.

Knopp verwendete die lateinische Schrift, nicht die deutsche Schreibschrift.

1) Tsingtau, d. 25.8.1911 (6 Tage vor der Abfahrt der Knopps nach Deutschland)

2) Berlin-Lichterfelde 4.11.1911 (Brief von Frau Knopp)

3) Berlin, d. 6.12.1911

4) Berlin-Lichterfelde, d. 26.1.1912 (Mitteilung von Gutherz Tod)

5) Berlin-Lichterfelde, d. 30.10.1912, Richardstr. 1

Die folgenden Briefe sind an Richard Wilhelm gerichtet, der aus China nach Deutschland zurückgekehrt ist.

6) Königsberg i.Pr., den 28.11.1920, Bergplatz 6

7) Königsberg i.Pr., den 21.8.1924, Bergplatz 6

8) Königsberg i.Pr., den 19.1.1926 (in dem Brief teilt er mit, daß er einen Ruf nach Tübingen erhalten hat.)

Für die Tübinger Leser dürfte es von Interesse sein, was Knopp über den zukünftigen Standort sagt: „Wie Sie vielleicht in den Zeitungen gelesen haben, habe ich noch kurz vor Jahresschluss einen Ruf nach Tübingen bekommen. …. Über den Ruf habe ich mich natürlich sehr gefreut; und trotzdem Königsberg und Ostpreussen uns schöne Jahre bescheert haben (im Sommer auch viel Sonne), würden wir jetzt doch gern einmal ein andres Eckchen von Deutschland aufsuchen. Die uns angebotene Ecke lockt uns darum in vieler Beziehung sehr; nur vor der „Kleinstadt“ haben wir ein bißchen Angst. Denn Stuttgart liegt doch nicht so nah, dass man allwöchentlich hinüberfährt. In Tübingen ist man durch die schwäbische Eisenbahn von Europa getrennt, sagte ein Kollege zu mir. Wir fürchten, dass darin viel wahres liegt.“

Immerhin hat Knopp es dann 26 Jahre in Tübingen ausgehalten!