Mohr, Dr. jur. Friedrich Wilhelm (1881 – 1936), Dolmetscher u. Publizist

Friedrich Wilhelm Mohr wurde am 25.05.1881 in Engers am Rhein geboren, als Sohn des Eisenbahnbeamten Friedrich Mohr. Er besuchte das Gymnasium in Neuwied und studierte Jura an den Universitäten Bonn, Berlin und Marburg, sowie Chinesisch am SOS in Berlin. Nach dem Diplomexamen in Chinesisch (1905) und dem Referendarexamen (1906) trat er als Einjähriger beim Infanterieregiment 65 in Köln ein. Am 1.4.1907 wurde er zur Marineinfanterie versetzt und unmittelbar darauf erfolgte die erste Ausreise nach Tsingtau, wo er bis 1913 eine Anstellung als Dolmetschereleve beim Gouvernement fand, ohne dass ihm eine bestimmte amtliche Funktion zugewiesen wurde. Abgesehen von Stellvertretungen wird man ihm Sonderaufgaben zugewiesen haben. So konnte er 1911 das umfangreiche „Handbuch für das Schutzgebiet Kiautschou“ herausgeben, von dem 1912 eine chinesische Ausgabe erschien, 1914 eine zweite chines. Auflage. – Auch die Idee zu einer anderen geplanten Publikation ging 1912 von Mohr aus: die Herausgabe eines Deutschlandbuches für Chinesen. In chinesischer Sprache sollte ein Bild von den politischen, gesellschaftlichen, wirtschaft-lichen und kulturellen Verhältnissen in Deutschland gegeben sowie die Leistungsfähigkeit des Handels und der Industrie vor Augen geführt werden. Die Manuskripte der einzelnen Autoren lagen Anfang 1914 vor, doch wegen des Kriegsausbruchs ist es nicht mehr zu einer Veröffent-lichung gekommen.

In Tsingtau heiratet er am 18.2.1911 die 2 Jahre ältere Schwedin Signe Hanson, Tochter des in Stockholm verstorbenen Oberlehrers W.M. Hanson. 1913 begibt Mohr sich zu einem kurzen Heimaturlaub nach Deutschland, um sein juristisches Doktorexamen zu machen, mit der Arbeit: „Die Pachtgebiete in China“ (Marburg 1913). Anschließend tritt Mohr in chinesische Dienste und wird Direktor der Salzverwaltung der Provinz Schantung mit Wohnsitz in Tsinanfu. Bei Kriegsausbruch legt er sein Amt nieder und nimmt als Reserve-offizier an der Verteidigung Tsingtaus teil. Dadurch gerät er in japanische Gefangenschaft, aus der er im Mai 1920 nach Deutschland zurückkehrt. Von Herbst 1920 bis Dezember 1921 ist er als Regierungsrat beim Reichswanderungsamt in Berlin tätig. Zum 1. Januar 1922 wird er nach Hamburg berufen, um den Ostasiatischen Verein Hamburg-Bremen e.V. als Geschäftsführer bzw. Geschäftsführendes Vorstandsmitglied zu betreuen. 1933 ist er Mitbegründer des Verbandes der Deutschen Handelskammern in Übersee, dessen Geschäftsführung er übernimmt. In dem Verband waren 3 Vereine Hamburg-Bremens zusammen- geschlossen worden: Ostasiatischer Verein, Latein-Amerikanischer Verein, Afrika-Verein.

Um sich über die veränderten Verhältnisse in Ostasien zu informieren, reiste Mohr, zusammen mit seiner Frau, zweimal dorthin, das erste Mal 1925, das zweite Mal 1935. Bei der Rückreise ist er auf dem Dampfer „Stuttgart“ am 31.1.1936 vor Singapore verstorben.

(Benutzte Quellen: Adressbücher Tsingtau 1908-13; Evangel. Kirchenbuch Tsingtau; Nachruf in Ostasiatische Rundschau 1936, S. 58 mit Publikationsliste Mohrs; Bernd Eberstein: „Der Ostasiatische Verein 1900 – 2000“, dort auf S. 76 ein Foto Mohrs.)