Haupt, Adolf (? – 1933), Buchdrucker und Verleger

Adolf Haupt, der aus Aachen stammte, ist ab 1900 in Tsingtau nachweisbar, als angestellter Drucker der „Deutschen Druckerei und Verlagsanstalt“. Es ist nicht bekannt, wer der Eigentümer dieser Firma war, allem Anschein nach war es ein Geschäftsmann in Shanghai. Am 1.5.1903 erwarb der Tsingtauer Kaufmann Victor Roehr (siehe seine Einzelbiographie) diese Firma und erweiterte den Namen in „Deutsch-Chinesische Druckerei und Verlagsanstalt“. Haupt blieb zunächst bei dieser Firma und scheint 1904 geheiratet zu haben, am 5.2.1905 wurde die Tochter Claire geboren. Rund 2 Wochen vorher, am 19.01.1905 hatte er sich selbständig gemacht. Sein Betrieb befand sich in der Friedrichstraße 405 und inserierte mit dem Titel: „Buchdruckerei, Buchbinderei, Papierhandlung, Geschäftsbücher- und Stempelfabrik“. Später kamen noch weitere Titel hinzu: „Steindruckerei, Verlag, Liniiranstalt.“ Als Drucker holte er sich aus Aachen seinen jüngeren Bruder Wilhelm (genannt Willy) Haupt. Ab 10.10.1908 erschien bis zum 31.12.1912 die Wochenzeitung „Kiautschou-Post“, gedruckt bei Adolf Haupt. Verantwortlicher Redakteur war Hans von Kropff (siehe seine Einzel-biographie). Eine wertvolle Leistung Haupts war im Februar 1910 die Herausgabe von „Tsingtau Souvenir“, ein Bildband mit 50 großformatigen und scharf geschossenen Fotos der Stadt. Das Foto Nr.15 in diesem Band zeigt einen Teil der Friedrichstraße, u.a. auch das Haus von Haupt, mit der kahlen Brandmauer nach Süden, auf der in großen Lettern zu lesen ist: Adolf Haupt, Buchdruckerei usw. Eine zweite, leicht erweiterte Auflage erschien am 30.4.1914 mit dem Titel: „Album von Tsingtau“. Nach Kriegsausbruch verließ Frau Haupt im August 1914 mit den 4 Kindern die Stadt und ging nach Shanghai. Adolf und Wilhelm Haupt nahmen an der Verteidigung der Stadt teil und waren dementsprechend bis Anfang 1920 in japanischer Kriegsgefangenschaft.
Wilhelm Haupt, der unverheiratet war, kehrte nach Tsingtau zurück und war Angestellter der Firma Seidel, Siebold & Co. Er starb in Tsingtau am 1.7.1935.
Adolf Haupt ging nicht nach Tsingtau, denn er hatte dort sein ganzes Eigentum durch die Japaner verloren, sondern kehrte mit Frau und Kindern nach Deutschland zurück. Erst 1923, am 17.11., bestieg er mit Frau und Kindern ein Schiff in Hamburg und fuhr nach Shanghai. Er fand dort eine Anstellung bei der A.B.C. Press, einer deutschen Buchdruckerei des Eduard Hänggi. Als in Tsingtau die Steyler Mission ihre alte Vorkriegsdruckerei im März 1926 wieder eröffnete, in denselben Räumen, konnte sie Adolf Haupt als Leiter gewinnen, der daraufhin nach Tsingtau zurückkehrte. Die zweite überaus wichtige Publikation Adolf Haupts ist der im Selbstverlag erschienene „Führer durch Tsingtau und Umgebung“, Tsingtau 1927, 155 Seiten, mit 72 Fotos, und einer Straßenkarte im Maßstab 1:12500. Außerdem gab er in demselben Jahr den Führer auch auf Englisch heraus. Es ist mir nicht bekannt, ob eine zweite deutsche Auflage erschienen ist. Jedenfalls bereitete er im Jahre 1933 die Zweitauflage des englischen Textes vor, starb aber am 15.06.1933. Seine Witwe wandte sich dann an den amerikanischen Buchhändler und Verleger George G. Telberg, Inhaber des „International Bookstore“ in der Schantung Straße, ob er nicht die Zweitauflage betreuen könne. Er willigte ein und fügte die Entwicklungen Tsingtaus bis zum Jahre 1934 hinzu. So erschien im Juli 1934 die „Second Revised Edition“ von Adolf Haupts: „Guide to Tsingtao and its environs“.

Das Ehepaar Haupt hatte 2 Söhne und 2 Töchter, die alle in Tsingtau geboren wurden:

1) Claire, *5.2.1905. Anlässlich ihrer Geburt pflanzte Adolf Haupt auf dem Platz vor dem Gouvernementsdienstgebäude einen Ginkgo-Baum. Claire heiratete einen Herrn Grenz. Sie wohnte im Jahre 1980 in Imst, Nordtirol.
2) Sohn (Albert ?) * 20.11.1906
3) Sohn, * 10.5.1910
4) Berthel, * 19.10.1910. Später verheiratet mit einem Herrn Sönksen.

Engelter, Theen und Schlichtiger in Tsingtau.

Im Jahre 1910 errichtete die Columbia G.m.b.H. in Tsingtau in der Hohenzollernstraße eine Fabrik zur Herstellung von Albumin und Trockeneipräparaten. Als Geschäftsführer kam der Kaufmann Ludwig Engelter mit seiner Familie nach Tsingtau.

Das Paar Engelter ging offenbar im Aug. 1914 nach Tientsin und blieb dort bis ca. 1920, war danach wieder in Tsingtau kaufmännisch tätig, zunächst als Betriebsleiter der Shantung Products Manufacturing Co. (zusammen mit Dr. K. Ludwig), von 1927 bis 1933 als Mitinhaber der Firma Vitama Co., Ltd. mit Filialen in Tsinan und Tsining. Der andere Inhaber war Martin Krogh. Die Firma betrieb eine Pflanzenölraffinerie und produzierte pharmazeutische Nährmittel. 1933 ist das Ehepaar Engelter nach Deutschland zurückgekehrt, Ludwig E. ist irgendwann nach 1945 gestorben.

Das Ehepaar Ludwig und Therese Engelter hatte drei Töchter.

1) Die offensichtlich älteste Tochter war 1910 bereits verheiratet mit einem Herrn Weber und war deshalb nicht nach Tsingtau mehr mitgekommen. Deren Tochter, Elisabeth Weber, heiratete später in Hongkong den Kaufmann Hanspeter Meuser, dessen Vater war der Marinearzt Dr. W. Meuser.     Frau Elisabeth Meuser war 1979 in Hamburg nachweisbar.

 

2) Elisabeth (gen. Else) Engelter, * 10.1.1890, heiratet 1912/13 in Tsingtau den Elektro-Ingenieur Hermann Schlichtiger sen., * 9.3.1881, Angestellter der Firma Siemens-Schuckert.

Schlichtiger nahm an der Verteidigung Tsingtaus teil und war Kriegsgefangener in Japan von Nov. 1914 bis Frühjahr 1920. Seine Frau war August 1914 nach Tientsin gegangen. Hermann ging im Frühjahr 1920 zu seiner Frau in Tientsin und wirkte dort als Ingenieur bis 1934, dann kaufte er sich in Tsingtau das Haus Fushan Road 27 und wohnte dort bis 1950. Das Paar ging dann nach Deutschland, wo es in Heimersheim lebte. Herman sen. ist dort 1965, Frau Schlichtiger 1971 gestorben. –   Dem Ehepaar Schlichtiger war als einziges Kind der Sohn Hermann jun. am 5.12.1926 in Tientsin geboren worden. Er besuchte von 1934 bis zum Abitur 1945 die deutsche Schule in Tsingtau. Ging Juni 1946 mit der „Marine Robin“ nach Deutschland zum Studium der Physik an der TU Stuttgart. War verheiratet. Ist + 1998.

 

3) Luise Engelter, * 1891, heiratet am 14.8.1911 in Tsingtau Theodor Theen, * 1886, seit 1907 in Tsingtau als Kaufmann in der Firma Schwarzkopf & Co. Seine Eltern, Kaufmann Christoph und Caroline Theen, siedeln sich 1910 in Tsingtau an als Privatiers. Dem Paar Theodor und Luise Theen wird am 6.2.1913 in Tsingtau der Sohn Heinz-Lutz geboren. Damit sind zu dem Zeitpunkt 3 Generationen Theen in Tsingtau ansässig, die aber bei Kriegs-ausbruch 1914 nach Tientsin gehen, während Theodor an der Verteidigung teilnimmt und dementsprechend bis 1920 in japan. Kriegsgefangenschaft ist. Er kommt 1920 zu seiner Frau nach Tientsin zurück und wird dort Angestellter der Firma Hackmack & Co., später ist er bei der Defag beschäftigt (noch 1939). Sehr wahrscheinlich sind Theodor Th. und seine Frau 1946 auf der „Marine Robin“ repatriiert worden. Er findet eine Beschäftigung in Ludwigs-hafen bei der BASF. In dem „Adressbuch der Deutschen Ostasiens 1956“ wird Theodor Theen noch erwähnt als Pensionär, er wohnt Ludwigshafen, Brahmsstr. 10.

 

Der Kunstmaler Heinz-Lutz Theen ist zwar in Tsingtau geboren, aber in Tientsin aufgewachsen bis zu seinem 6. Lebensjahr. Von 1937 bis 1939 war er wieder in China und hat sich der Abbildung von Menschen, Gebäuden und Landschaften in China gewidmet, in Öl, Aquarell und Zeichnungen. Er kehrte 1939 über Sibirien nach Deutschland zurück, seine Bilder-Kisten gingen jedoch mit einem Schiff im Roten Meer unter.

1979 nachweisbar in Nord-Ballig bei Flensburg.

                 Die Familien Engelter, Theen und Schlichtiger in Tsingtau.

 

Im Jahre 1910 errichtete die Columbia G.m.b.H. in Tsingtau in der Hohenzollernstraße eine Fabrik zur Herstellung von Albumin und Trockeneipräparaten. Als Geschäftsführer kam der Kaufmann Ludwig Engelter mit seiner Familie nach Tsingtau.

Das Paar Engelter ging offenbar im Aug. 1914 nach Tientsin und blieb dort bis ca. 1920, war danach wieder in Tsingtau kaufmännisch tätig, zunächst als Betriebsleiter der Shantung Products Manufacturing Co. (zusammen mit Dr. K. Ludwig), von 1927 bis 1933 als Mitinhaber der Firma Vitama Co., Ltd. mit Filialen in Tsinan und Tsining. Der andere Inhaber war Martin Krogh. Die Firma betrieb eine Pflanzenölraffinerie und produzierte pharmazeutische Nährmittel. 1933 ist das Ehepaar Engelter nach Deutschland zurückgekehrt, Ludwig E. ist irgendwann nach 1945 gestorben.

Das Ehepaar Ludwig und Therese Engelter hatte drei Töchter.

1) Die offensichtlich älteste Tochter war 1910 bereits verheiratet mit einem Herrn Weber und war deshalb nicht nach Tsingtau mehr mitgekommen. Deren Tochter, Elisabeth Weber, heiratete später in Hongkong den Kaufmann Hanspeter Meuser, dessen Vater war der Marinearzt Dr. W. Meuser.     Frau Elisabeth Meuser war 1979 in Hamburg nachweisbar. Weiterlesen

Frinke, Bruno (1893 – 1961), Kaufmann in Tsinan und Tsingtau

< * 21.05.1893 in Langenberg, Kreis Mettmann; + 13.01.1961 in Algermissen Bruno Frinke absolvierte 1913/14 seinen Wehrdienst in Tsingtau als Seesoldat im Minendepot. Bei der Belagerung Tsingtaus durch die Japaner (Aug. bis Nov. 1914) wirkte er bei der Verteidigung mit und geriet so in japanische Kriegsgefangenschaft. Ab Nov. 1914 im Lager Himeji, 20.09.1915 verlegt ins Lager Aonogahara.   Dez. 1919 entlassen, Rückkehr nach Deutschland. In der Gefangenenliste wurde als sein Heimatort nicht Langenberg sondern Düsseldorf angegeben. Welcher Beschäftigung Bruno Frinke in den Jahren 1920-24 nachgegangen ist, ist nicht bekannt. Um 1924 herum heiratet er Maria Günter, Tochter des Arztes Dr. Günter in Algermissen bei Hildesheim. Sie ist * 14.04.1900 in Algermissen (+ 1973 ebendort, evtl. in einem Krankenhaus in Hildesheim). Das Ehepaar geht 1924 nach Tsinan (Ji’nan) in China, Bruno ist Angestellter in der Import- und Export Firma Börter & Niggemann. Das Firmengebäude befindet sich in der 7. Da Ma Lu. Im Oktober 1927 wohnen die Frinkes in der 4. Siau Wei Lu. Er hat sich selbständig gemacht und seine eigene Import- und Export Firma gegründet. Sein Angestellter ist S.Fresson. Frinke vertritt die Firmen J.Busch (Tsingtau), Scherings (Shanghai), Voigtländer (Braunschweig), Polack & Schwars (Zaandam). Dez. 1930: Die Weltwirtschaftskrise von 1929/30 hat sich anscheinend ausgewirkt, Frinke hat keine eigene Firma mehr, er leitet jetzt die Zweigniederlassung der Tsingtauer Firma Johannes Busch und Otto von Alemann. Diese Import- und Exportfirma hat ihr Firmen-gebäude in Tsinan in der 5. Da Ma Lu. Frinke zeichnet ppa. Okt. 1933: Frinke leitet wieder eine eigene Import- und Exportfirma. Im November 1934 beziehen die Frinkes eine neue Wohnung: Nr. 274 in der 7. Da Ma Lu. März 1937: Inzwischen hat Frinke seine eigene Firma wieder aufgegeben und ist Teilhaber der Import- und Exportfirma C.Dau & Co. geworden, zusammen mit dem Kaufmann W.E.Lochte, der ebenfalls in Tsinan lebt. In den 1930iger Jahren hatte es in Tschifu (Yantai) die Firma von Carl Dau gegeben, Angestellter dort war Josef van Hauten. Entweder ist Carl Dau 1936/37 gestorben oder er hat China verlassen, seine Firma wird 1936/37 von Bruno Frinke und W.E.Lochte übernommen und weitergeführt. 1939 zieht die Familie Frinke nach Tsingtau um und wohnt dort bis 1947 in der Ping Yuan Road 10. In dem Haus, das Li Te-shun gehörte, hatte bis 1939 der ehemalige Polizeiwachtmeister Antoschowitz gewohnt, der 1939 mit Frau und Tochter in die Muping Lu 9 umzog. Dem Ehepaar Frinke waren zwischen 1927 und 1938 zwei Söhne und 2 Töchter geboren worden. Um den Kindern eine bessere schulische Ausbildung bieten zu können zog man nach Tsingtau um. Bruno sen. Frinke selbst betrieb weiterhin seine Firma in Tsinan und pendelte zwischen den beiden Städten. In den letzten Kriegsjahren und auch nach Kriegsende hielt sich Bruno sen. Frinke nur noch in Tsingtau auf, die Reise mit dem Zug nach Tsinan war zu gefährlich geworden. Immer wieder griffen chinesische Freischärler oder amerikanische Flieger die Züge an. Nach dem 15. 08.1945 waren es dann kommunistische Truppen, die die Benutzung der Eisenbahnlinie Tsingtau – Tsinan sperrten. Im Sommer 1946 begann dann die Repatriierung der Chinadeutschen, die in mehreren Etappen zwischen 1946 und 1950 ablief. Wenn man auf der Repatriierungsliste stand, konnte man bei der chinesischen Behörde beantragen, dass man in China bleiben darf. Dies taten auch die Frinkes und so waren sie bei dem ersten Kontingent, das im Juli 1946 auf der „Marine Robin“ China verließ, nicht dabei. Bei dem zweiten Kontingent vom Sommer 1947 hatten Frinkes wieder erreicht, dass sie nicht auf der lokalen Abschiebeliste standen. Diese Freistellungen wurden aber von der chinesischen Zentralregierung in Nanking in letzter Minute nicht anerkannt, und so wurden die Frinkes und eine ganze Reihe anderer Deutscher in Tsingtau ganz überraschend am 28.08.1947 morgens um 5 Uhr aufgefordert, innerhalb von 2 Stunden ihre Sachen zu packen, dann kam der Abtransport in das Polizeiamt. Frau Frinke musste z.T. nasse Wäsche, die noch draußen auf der Leine gehangen hatte, in ihre Koffer packen. Am nächsten Tag, dem 29.08.1947, wurde dieses deutsche Kontingent aus Tsingtau nach Shanghai geflogen und zum Repatriierungsschiff „General Black“ gebracht, das dann in einer mehrwöchigen Fahrt Bremerhaven erreichte. Von dort wurden die Transportinsassen in einem Güterzug nach Ludwigsburg gefahren, die Männer kamen in das ehemalige Zuchthaus Hohenasperg (jetzt Internment Camp No. 76), die Frauen in das Internierungslager Nr. 77. Nach der Entlassung aus der Internierung ließ sich die Familie Frinke in dem Heimatdorf von Frau Frinke nieder: Algermissen bei Hildesheim. Bruno sen. Frinke war nun 54 Jahre alt. Aufgrund seiner Englischkenntnisse fand er eine Anstellung bei der britischen Besatzungs-truppe, wahrscheinlich im Verwaltungsdienst einer britischen Kaserne bei Hildesheim. Am 13.01.1961 ist Bruno sen. in Algermissen gestorben, Frau Maria Frinke starb 1973.   Vier Kinder Frinke:

  • Bruno jun. * 16.01.1927 in Tientsin. Später kaufmännischer Angestellter bei der Firma Siemens, ging für die Firma nach Südafrika, wo er geblieben ist, bis zu seinem Tode am 6.8.2004. –   War dreimal verheiratet. Aus der ersten Ehe drei Söhne.
  • Brigitte, * 25.11.1929 in Tsinan. Krankenschwester, ging nach Johannesburg, arbeitete   zum Schluss in einer Versicherungsfirma. Ein Sohn: Mark Frinke.
  • Uwe, * 24.10.1935 in Tsinan. Hauptschullehrer in Alfter und Kantor der dortigen kathol. Kirche. 1996 bei einem Autounfall getötet. Hinterließ Witwe Erika, eine Tochter und 3 Söhne.
  • Ute, * 18.08.1938 in Tsinan. Dr. med. Kinderärztin. Verheiratet mit dem Kinderarzt Dr. Hans Sieprath in Bad Neuenahr. Aus dieser Ehe sechs Töchter.

Böhme, Kurt (1887 – 1939), Kaufmann

Kurt Karl Böhme wurde 1887 geboren. Kam 1909, spätestens Frühjahr 1910 nach Tsingtau, und war bis Sommer 1914 tätig als Kaufmann in der Firma Sander, Wieler & Co. Es handelte sich um eine alte deutsche China-Firma (Export, Import, Schiffahrt, Versicherung), die viele Filialen in China hatte. Im Jahre 1914 hatte die Firma 5 Angestellte in Tsingtau: Alfred Seidel als Prokurist, Fritz Straube, Kurt Böhme, Rudolf Steude u. Erich Krüger als Kaufleute. Bis 1. Nov. 1911 hatte die Firma ihr Büro in der Prinz-Heinrich-Str., Ecke Münchener Str. Danach zog sie um in die Kaiserstr. (Guantao Road), Ecke Kanton Str. im Hafenviertel. Böhme wohnte 1911 und 1912 in der Irenestr. 199.

Bei Kriegsausbruch im August 1914 wurde er zum Landsturm eingezogen. Nach der Eroberung Tsingtaus durch die Japaner am 7.11.1914 wurden die Landsturmmänner zunächst nicht behelligt. Diese Siuation nützte Böhme aus, indem er Tsingtau verließ und sich nach Tientsin in das dortige Deutsche Quartier begab. Hier heiratete er am 28.10.1916 Germana Angela Philippa Jandl, geb. 13.12.1897 in Konstantinopel, Tochter des Eisenbahningenieurs Rudolf Jandl. Dieser war mit seiner Familie 1899 nach Tsingtau gekommen, als Angestellter der Schantung-Eisenbahn-Gesellschaft, und bis 1904 als Sektionsingenieur beim Bau der Schantung-Eisenbahn von Tsingtau nach Jinan (430 km) eingesetzt worden. Von 1909 bis 1912 war er als Ingenieur beim Bau der Tientsin-Pukou-Eisenbahn tätig und hatte sich 1912/13 mit Frau und 3 Töchtern in Tsingtau niedergelassen. Bei Kriegsausbruch im Aug. 1914 ging die Familie Jandl dann nach Tientsin, wie es auch Kurt Böhme getan hatte. Weiterlesen

Kropff, Hans von (1879 – 1914), Redakteur

Hans Walter Reimund von Kropff wurde * in Erfurt 15.2.1879 als Sohn des Oberstleutnants z.D. Richard von Kropff, Herr auf Kalgen bei Königsberg i.Pr., und der Berta Andersch.

Er kam als Leutnant a.D. im Jahre 1904 nach Tsingtau als der erste verantwortliche Redakteur der Tageszeitung „Tsingtauer Neueste Nachrichten“, die ihr Erscheinen am 1.11.1904 begann. Sie war gegründet worden von Carl Fink, dem Herausgeber der Shanghaier Wochenzeitung „Der Ostasiatische Lloyd“.   Kropff war von Nov. 1904 bis 26.6. 1908 der verantwortliche Redakteur der TNN.   Nach seinem Ausscheiden beschloss Kropff, und die hinter ihm stehende Lobby, wieder eine Wochenzeitung in Tsingtau zu gründen. Eine solche hatte es schon einmal gegeben, von Nov. 1898 bis Dez. 1904, die „Deutsch-Asiatische Warte“. Sie erlag dann im Dez. 1904 der neuen Tageszeitung „Tsingtauer Neueste Nachrichten“.   Kropff als Herausgeber nannte seine Wochenzeitung „Kiautschou-Post“, das erste Exemplar erschien am 10.10.1908, gedruckt bei Adolf Haupt. Insgesamt sind 5 Jahrgänge erschienen, bis zum 31.12.1912.   Der seit 26.6. 1908 neue Mitherausgeber und verantwortliche Redakteur der TNN, J.G. Walther, scheint nicht zurechtgekommen zu sein, so dass Fink und J.G.Walther die TNN für 6000.- $ am 1.1.1911 an Kropff verkaufte. Walthers bisheriger Mitarbeiter, Fritz Secker jun., trat zum Ostasiatischen Lloyd in Shanghai über. Vom 1.1.1911 bis 31.12.1912 war Kropff gleichzeitig Herausgeber und verantwortlicher Redakteur der TNN und der Kiautschou-Post. Anfang 1913 verkaufte Kropff die TNN an den Chefredakteur der „Weimarischen Zeitung“ Dr. Gerhard Menz in Weimar und fuhr am 24.3. ab nach Deutschland (über Sibirien). Menz traf am 31.3. in Tsingtau ein. (siehe Einzelbiographie). 1914 erschien von Kropff das kleine Heftchen: „Deutsche Soldaten in Kiautschou“, Leipzig 1914, 32 Seiten. Es sollte die Rekruten, die jährlich von Cuxhaven aus zur Ablösung eines Teiles der Mannschaft des 3. Seebataillons nach Tsingtau geschickt wurden, auf die Stadt und was sie bietet vorbereiten. Außerdem engagierte er sich in der Debatte um die Boden- und Steuerordnung Tsingtaus, die Schrameier 1898 etabliert hatte und die bis zum Schluss, 1914, unverändert durchgehalten wurde, mit dem Aufsatz: „Eine Neue Landordnung für Kiautschou“ in: Um Grund und Boden, Vierteljahreshefte des Schutzverbandes für Deutschen Grundbesitz. –   Berlin 1914, II. Band, S. 81-87.

Im Laufe des Jahres 1914 verlobte er sich mit Helene Hauschild (* in Magdeburg 5.1.1891). Als am 1.8.1914 der Krieg begann, heirateten die Beiden am 3.8.1914 und anschließend musste Hans als Leutnant und Kompanieführer im Landwehr-Infanterie Regiment Nr. 4 ins Feld ziehen. Er kämpfte gegen die in Ostpreußen eindringenden Russen und wurde am 18.8.1914 bei Kraupischken verwundet. Im Lazarett in Königsberg i.Pr. starb er am 3.9.1914 an den Folgen der Verwundung, 35 Jahre alt.

Sander, Hermann (1884 – 1960), Lehrer an der DCH

Hermann Sander wurde in Stolberg geboren am 2.9.1884. Er erhielt eine Ausbildung als Volksschullehrer. Im Sept. 1911 kam er mit seiner Frau Bertha, geb. Jenny, nach Tsingtau als Lehrer an der Unterstufe der Deutsch-Chinesischen Hochschule. Die 6jährige Unterstufe entsprach ungefähr den Jahrgängen eines Gymnasiums. Den chinesischen Schülern musste in der Hauptsache Deutsch beigebracht werden, aber sie erhielten auch Unterricht in allgemeiner Geschichte und Geographie, Mathematik, Biologie, Physik und Chemie. Offensichtlich wurde Sander hauptsächlich auf den Deutschunterricht angesetzt, denn er publizierte 1913-14 zwei entsprechende Lehrbücher. 1913 erschien „Deutsches Lesebuch für Deutsch-Chinesische Schulen“, I. Band. Es enthält rund 100 deutsche Texte, z.T. in Frakturschrift, z.T. in lateinischer Schrift. Rund 150 Seiten. Dazu ein kleines Heftchen (nur 19 Seiten) mit dem Titel: Erläuterungen, bearbeitet von der Übersetzungsanstalt der D.C.H. Tsingtau. Diese Erläuterungen sind z.T. auf Chinesisch. – 1914 erschien dann der II. Band (3. Schuljahr) des Lesebuchs für Deutsch-Chinesische Schulen, mit 96 Texten auf 152 Seiten. Dazu gab es auch wieder ein Heftchen mit Erläuterungen durch die Übersetzungsanstalt. Weiterlesen

Geschichte des Internationalen Friedhofs in Tsingtau (1899 bis 1966)

Im Jahre 1959 verfasst von D. Dr. Wilhelm Seufert, Pfarrer i.R.

Mit Ergänzungen durch Dr. Wilhelm Matzat

Wir befinden uns im Jahr 2014. Viele Veranstaltungen und Publikationen werden in diesem Jahr einem Geschehen gewidmet sein, das vor 100 Jahren sich ereignete: der Beginn des 1. Weltkrieges, der „Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts“, wie ein Historiker ihn genannt hat. Auch in der Geschichte Tsingtaus brachte das Jahr 1914 eine markante Zäsur: die Kriegserklärung Japans an das Deutsche Reich und die daraus folgende Belagerung und Eroberung Tsingtaus. Über 4000 deutsche und österreichische  Männer hatten vergeblich versucht, die Stadt gegen den Angriff zu verteidigen. Rund 200 deutsche Männer sind gefallen, sie wurden auf dem deutschen Friedhof Tsingtaus in einem geschlossenen Bereich beerdigt. Während die Japaner bald nach 1914 im Forstgarten eine große, hohe „Pagode“ zum Andenken an die japanischen Gefallenen errichteten, hat die deutsche Gemeinde in Tsingtau erst 1930 ein Ehrenmal bei den Kriegsgräbern errichten können. Das japanische Denkmal wurde 1945, sofort nach dem Ende des 2. Weltkrieges, von den Chinesen gesprengt und beseitigt, während das deutsche Ehrenmal und alle Grabsteine des Friedhofes erst 1966 im Zuge der Kulturrevolution abgeräumt wurden. Die deutsche Seite, vor allem der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V., hat nach 1966 immer wieder einmal an die chinesische Seite die Anfrage geschickt, ob nicht doch ein Gedenkstein bei den Kriegsgräbern von 1914  errichtet werden könnte. Diese Frage ist natürlich besonders im jetzigen  Gedenkjahr 2014 virulent. Sehr wahrscheinlich wird die chinesische Seite bei ihrer bisherigen Ablehnung bleiben.

            Auf jeden Fall möchte ich hiermit eine Geschichte des Internationalen Friedhofs von Tsingtau veröffentlichen, die Dr. Wilhelm Seufert im Jahre 1959 maschinenschriftlich festgehalten hat.

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Hinzpeter, Hermann (1884 – 1963), Postsekretär

(Die Biographie wurde aufgeschrieben von seiner Enkelin Regine Oswald.)

Mein Großvater, Herrmann Hinzpeter, wurde am 10. August 1884 in Güstrow/Mecklenburg als Sohn eines Eisenbahnsekretärs geboren. Nach Abitur, Einjährig-Freiwilligem (Militärdienst) und Ausbildung zum Postbeamten besucht er im Wintersemester 1908/09 zusammen mit Max Albrecht („Mäxchen“) Schmidt (späterer Kollege in Tsingtau) das Orientalische Seminar in Berlin zur Vorbereitung seines Auslandseinsatzes.

Mein Großvater fuhr im Februar 1909 mit der sibirischen Eisenbahn und dann mit dem Schiff nach Tsingtau, wo er am 05. März 1909 eintraf. Er war im Kaiserlichen Deutschen Postamt   als Postbeamter tätig. Dort lernte er auch seinen Kollegen August Börter kennen. Im nächsten Jahr (1910) baute er zusammen mit Postinspektor Ludwig Schulz ein Wochenendhaus im Lauschan: Die Villa Hinzpeter bzw. wie es in meiner Familie hieß: Villa Bergfrieden.

Er war sehr an Land und Leuten interessiert und unternahm von Tsingtau aus in seiner freien Zeit viele Reisen. Weiterlesen

Wagner, Dr.phil. Wilhelm (1886 – ?) Landwirtschaftslehrer

Wilhelm Wagner wurde am 27.09.1886 geboren zu Oelsberg bei Nastätten, Kreis  St.Goarshausen, als Sohn des Bauunternehmers Philipp Wagner und der Katharina, geb. Schmidt. Er besuchte die Oberrealschule in Wiesbaden bis zum Abitur 1906. Vom WS 1907/08 bis zum SS 1910 absolvierte er in Bonn ein Studium im Fach Landwirtschaft an der landwirtschaftlichen Akademie und im Fach Nationalökonomie an der Universität Bonn. Im Juni 1910 bestand er das Examen für Landwirtschaftslehrer und promovierte am 23.11.1910 zum Dr.phil. im Fach Landwirtschaft mit der Arbeit: „Die Entwicklung des Rinderkörpers von der Geburt bis zum Abschluss des Körperwachstums“ (gedruckt Hannover 1910).

Im Januar 1911 (Wagner war erst 24 Jahre alt) wurde er vom Reichs-Marine-Amt als Dozent für Landwirtschaft an die Deutsch-Chinesische Hochschule in Tsingtau berufen. Diese war im Oktober 1909 gegründet worden, zunächst mit einer technisch-naturwissenschaft-lichen und einer juristisch-staatswissenschaftlichen Abteilung. Sein Auftrag war, der Hochschule eine land- und forstwirtschaftliche Abteilung anzugliedern. Wagner, der am  31.03.1911 in Tsingtau eingetroffen war,  stürzte sich mit jugendlichem Elan auf diese Aufgabe und bis 1914 war der Aufbau mehr oder weniger geschafft. Seine eigenen wissenschaftlichen Untersuchungen aus der Zeit seiner Tätigkeit dort legte er nieder in der von ihm herausgegebenen Schriftenfolge: „Berichte aus der land- und forstwirtschaftlichen Abteilung der Deutsch-Chinesischen Hochschule“. Fünf Hefte sind bis Juli 1914 erschienen (ich besitze die ersten 4 Hefte).

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Cordes, Heinrich (1866 -1927), Dolmetscher und Bankdirektor

Geboren in Lübbecke/Westf.  5.3.1866, evangel. –  Gestorben in Breslau am 5.7.1927Eltern: Carl Cordes,  Gerichtssekretär am Landgericht in Bielefeld, u.Marie, geb. Schuster.

Heinrich besuchte die Bürgerschulen in Lübbecke, dann in Halle/Westf., später das Realgymnasium in Bielefeld, wo er das Abitur 1886 absolvierte. Daraufhin Militärdienst als Einjähriger vom 1.4.1886 bis 1.4.1887, schließt diesen ab als Vizefeldwebel d.R., erhält später den Rang als Leutnant d.R. Beginnt Ostern 1887 an der Universität Berlin das Studium der Philologie, wechselt aber nach einem Semester über zum Jura-Studium. Gleichzeitig tritt er am Seminar für Orientalische Sprachen in die Chinesischklasse ein und absolviert erfolgreich am 24.7.1890 die Diplomprüfung für Chinesisch. Am 26.2.1892 besteht er die erste juristische Staatsprüfung und wird ab 31.3.1892 als Gerichtsreferendar angestellt. Einige Wochen vorher hatte er an das Auswärtige Amt den Antrag gestellt, in den auswärtigen Dienst übernommen zu werden. Am 24.8.1892 teilt das AA ihm mit, dass er als Dolmetscheraspirant nach Peking gehen kann. Im deutschen Auswärtigen Dienst gab es damals noch drei streng geteilte Lauf-bahnen: den diplomatischen, konsularischen und Dolmetscher-Dienst. Ein Dolmetschereleve mußte sich für 10 Jahre verpflichten. Danach bestand eventuell die Möglichkeit, in den konsularischen Dienst übernommen zu werden. Hierfür mußte man sich einer sog. Konsulats-prüfung unterziehen. Sie bestand in der Anfertigung zweier schriftlicher Arbeiten, einer „wissenschaftlichen“ und einer „praktischen“, die letztere mußte in Englisch oder Französisch geschrieben werden. Fielen die Arbeiten nicht so gut aus, erfolgte noch eine mündliche Prüfung.

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