Wilhelm, Dr. theol.h.c. u. Dr. phil.h.c. Richard, und Familie (Missionar, Übersetzer, Sinologieprofessor)

Die Familie Richard Wilhelms

Richard Wilhelm, geb. Stuttgart 10.5.1873, gest. Tübingen 1.3.1930, begraben in Bad Boll. Verheiratet mit Salome Blumhardt, geb. Bad Boll 5.2.1879, gestorben ebd. 22.5.1958. Die Hochzeit fand in Shanghai am 7.Mai 1900 statt, im Hause von Pfarrer Hackmann.

Aus dieser Ehe vier Söhne, alle in Tsingtau geboren:

  • Siegfried, geb. 8.7.1901
  • Manfred, geb. 2.7.1902
  • Hellmut, geb. 10.12.1905
  • Walt, geb. 25.9.1910

Richard Wilhelm war Missionar des Allgemeinen Evangelisch-Protestantischen Missionsvereins in Tsingtau/China von 1899-1920, dann 2 Jahre in Deutschland, von 1922-23 Wissenschaftlicher Beirat der Deutschen Gesandtschaft in Peking, 1924-30 Professor für Sinologie an der Universität Frankfurt/M. International bekannt geworden ist er durch seine zahlreichen Übersetzungen klassischer chinesischer Texte, darunter des I Ging. Am Sinologischen Seminar der Universität Bochum gibt es heute ein „Richard Wilhelm Übersetzungsbüro“. Die Biographie von Richard Wilhelm wird hier nicht gebracht, denn Prof. Karl Rennstich hat eine Biographie in Lexikonform mit ausführlicher Bibliographie veröffentlicht in: Biographisches-Bibliographisches Kirchenlexikon, Bd. 13, 1998.

Ca. 1932 war die Situation so, daß Salome Wilhelm und ihre vier Söhne alle in China waren:

Sie und Siegfried waren in Nanking, Hellmut in Peking, Manfred in Hankou und Walt in Shanghai. Salome wohnte bis 1937 bei Siegfried in Nanking, war im Sommer 1937 in Tsingtau bei Walt. Da brach der Krieg zwischen Japan und China aus, Nanking wurde im Herbst von den Japanern erobert und zerstört. Salome fuhr im Oktober nach Peking, wo sie von 1937 bis 1948 wohnte. Im Dezember 1948 flog sie von Peking nach Shanghai zu Walt, und von dort nach Deutschland. 1956 publizierte sie eine umfangreiche Biographie ihres Mannes.: „R.W. Der geistige Mittler zwischen China und Europa.“ Köln: E.Diederichs Verlag. –

Siegfried Wilhelm (1901-1962) studierte Architektur und heiratete Annemarie Roth. Um 1932 ging er nach Nanking,war dort erst als Architekt tätig, denn in der neuen Hauptstadt Chinas mußte viel gebaut werden. Später übernahm er dann eine Lehrstelle für Deutsch an der chines.Artillerieschule, mit Rang eines Majors. Als der Krieg mit Japan ausbrach und im Herbst 1937 die japan.Truppen sich Nanking näherten, marschierte Siegfried mit seiner Truppe zu Fuß von Nanking nach Hankou. Dort kam er krank an, wurde von Dr.Bruehl behandelt und erholte sich. Seine Frau und die Kinder waren zum Sommerurlaub nach Tsingtau gefahren, wo sie bei Walt Wilhelm wohnten. Siegfried fuhr von Hankou aus mit der Bahn über Zhengzhou, Xüzhou, Ji‘nan nach Tsingtau. Von dort reiste er im April 1938 mit seiner Familie nach Deutschland zurück. In den 1950er Jahren lebte er in Frankfurt/Main und starb dort 18.9.1962, begraben ist er in Bad Boll. Er hatte den Grabstein für seinen Vater mit den 8 Trigrammen aus dem „I Ging“ entworfen. Siegfreids Frau Annemarie, geb.Roth, ist geb. 23.11.1908, gestorben in Bad Boll 7.1.1994. Das Paar hat 6 Kinder:

Angelika 30.4.1933 (lebt in Darmstadt, hat 4 Kinder); Marion 15.9.1934 (unverheiratet, lebt in Bad Boll); Wolfgang 2.5.1937 (lebt in Österreich, keine Kinder); Eberhard 7.8.1939 (lebt in Hamburg, hat 2 Kinder); Sabine 17.2.1948 (lebt in Darmstadt, hat 4 Kinder); Corinna 18.3.1954 (lebt in Hohenstaufen, hat 2 Kinder).

Manfred Wilhelm war Maschinenbauingenieur und hat in China für verschiedene Export-/Importfirmen von Anfang der 1930er Jahre bis zum Jahre 1956 gearbeitet. Erst war er in Hankou, dann abwechselnd in Peking und Tientsin. Von 1949-56 erlebte er in Tientsin die ersten 7 Jahre der kommunistischen Herrschaft. 1950 heiratete er Ruth (Ui) Wang, sie ist geb. 7.10.1917. Am 9.11.1951 wurde der Sohn Andreas geboren. Ruth war die Tochter des ehemaligen Ministers und Pekinger Oberbürgermeisters, der mit einer Deutschen verheiratet war. Herr Wang Yin-tai hatte 6 Töchter: Suse, Linde, Ruth, Didi, Billa, Liane. Suse und Didi waren mit Chinesen verheiratet. Linde heiratete Fritz Horstmann. Billa war mit einem Amerikaner verheiratet und lebte in den U.S.A. Liane war mit einem Halbchinesen verheiratet, dessen französische Mutter ihren Mädchennamen (Mozère) beibehielt. Liane lebte in Paris. Manfred kehrte 1956 nach Deutschland zurück, wo er in Köln lebte.

Hellmut Wilhelm (1905 – 1990) absolvierte ein Jurastudium an der Univ. Frankfurt/M, das er 1928 mit dem 1.Staatsexamen abschloß. Er wollte ins Auswärtige Amt, hörte aber, daß er dort keine Aussichten hätte, wenn er seine jüdische Freundin Maria Illch heiraten würde. Er sattelte um auf Sinologie und promovierte 1932 in dem Fach bei Otto Franke in Berlin. In demselben Jahr heiratete er Maria und ging dann als Dozent für Deutsche Sprache und Literatur an die Nationaluniversität in Peking, wo er bis 1948 blieb. Er gründete dort das Deutschland Institut. Seine Frau, die ihn verlassen hatte, fuhr bereits 1947 in die U.S.A. zu ihren Eltern. 1948 ging auch er nach Amerika, dort wurde er Professor für Sinologie an der Universität in Seattle. 1951 heiratete er in 2.Ehe Erica Samuel, eine Musikerin und Bildhauerin, sie ist geb. 16.4.1926 (Kinder aus der 2.Ehe: Crispin, geb. 10.6.1952; Marc, geb. 3.12.1953). Hellmut starb in Seattle am 5.Juli 1990. Seine Biographie in der Zeitschrift „Monumenta Serica“,vol. 29, 1970/71, sowie Nachrufe und komplette Bibliographie seiner Publikationen in „Oriens Extremus“, 35. Jhg., 1992.

Walt Wilhelm (1910-1971) war Lehrling bei Bayer Leverkusen, das damals zum IG-Farben Konzern gehörte, und wurde nach Abschluß der Lehre gleich nach Shanghai geschickt. Die Vertretung von IG-Farben in China führte den Firmennamen DEFAG. Für diese Firma war Walt in verschiedenen Städten Chinas tätig, auch in Tsingtau (ca. 1937-39), dann in Tschifu, während des 2.Weltkrieges und danach bis ca.1953 in Shanghai. Während eines Urlaubs in Leverkusen 1940 hatte er beim Tennisspielen Elfriede Pulver (geb. 29.11.1918) kennengelernt, mit der er sich verlobte. Er fuhr bald darauf nach China zurück, Elfriede kam im Frühjahr 1941 mit dem Zug (über Sibirien) nach Peking. Die Trauung fand in der deutschen Gesandtschaft in Peking am 6.5.1941 statt. Walt ließ sich einige Jahre später scheiden und heiratete in Shanghai Aldona Lewandowski, die vorher mit einem Chinesen verheiratet gewesen war. Zwei Töchter: aus der 1.Ehe stammt Gisela (geb. 19.7.1943), aus der 2.Ehe Bettina (geb. 12.5.1952). In den 1950er und 1960er Jahren leitete Walt Vertretungen von Bayer Leverkusen in verschiedenen Städten (z.B. Hongkong 1954, Mailand 1956), und zuletzt wurde er sogar Vorstandsmitglied von Bayer, wohnte in Köln im Hahnwald. Er starb am 5.4.1971 an Lungenkrebs. Seine Witwe zog später in deren Haus in Ascona, die Tochter Bettina studierte in Basel. Elfriede Wilhelm und Tochter Gisela wohnten in den 1950er Jahren in Frankfurt/M.

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