Diese Kurzbiographie wurde verfasst von Jürgen Rose, einem Enkel des Otto Rose.
Otto Berthold Wilhelm Rose ist am 16.06.1876 als drittes Kind des Marmorwarenfabrikanten Ernst Christian Zacharias Rose (*20.03.1841 Wernigerode, †17.04.1913 Nöschenrode) und dessen Ehefrau Marie Caroline geb. Habenicht (*11.12.1837 Markt Alvensleben, †06.04.1914 Nöschenrode) in Wernigerode (Harz) geboren.
Er besucht das Gymnasium bis einschließlich der Obersekunda und absolviert anschließend bis 1898 die Lehre zum Buchhändler.
Im selben Jahr reist Otto Rose von seinem Heimatort Wernigerode vermutlich über Bremen nach Tsingtau aus. Hier baut er sich eine Existenz als Buchhändler und Inhaber einer deutschen „Buch- und Papierhandlung“ auf.
In einem Inserat vom 2. August 1900, veröffentlicht im Börsenblatt für den deutschen Buchhandel, gibt Otto Rose bekannt, dass er unter seinem Namen ein Geschäft errichtet hat und die Verleger bittet, ihn zu unterstützen. Sein Angebot umfasst moderne Unterhaltungsliteratur und populäre Musik.
Als seine Geschäftsadresse wird im ersten erschienenen „Adressbuch des Deutschen Kiautschou – Gebiets für 1901“ das Kappler´sche Haus (Industrieviertel) ausgewiesen. Alle weiteren Adressbücher des Deutschen Kiautschou – Gebiets von 1902 bis Juli 1914 gibt Otto Rose selbst als Verleger („Editor of the Kiautschou Directory “ im „Verlag von Otto Rose, Buchhandlung, Tsingtau“) heraus. In diesen wird von 1902 bis 1906 sein „Geschäftslokal“ an der Ecke Hamburger- und Berliner Straße erwähnt, 1907 bis 1913 in der Friedrichstr. (später Straßennr. 7) und 1914 in der Prinz Heinrich Str. 16.
1901 erwirbt Otto Rose ein Grundstück an der Ecke Hamburger- und Berliner Straße, auf dem er sein Wohnhaus baut. Es bleibt für ihn und später auch für seine Frau und die Kinder bis zum Ende ihres Aufenthalts in Tsingtau ihr Wohnsitz. Wahrscheinlich waren hier auch zeitweise die Geschäftsräume seiner Buchhandlung.
Otto Roses Interessen gelten der chinesischen Kultur, Kunst und Geschichte, sowie dem Werdegang des chinesischen Münzwesens. Er sammelt, recherchiert und veröffentlicht insbesondere seine Beiträge zum chinesischen Münzwesen in der Beilage der „Kiautschou – Post“ (Die Welt des Ostens. Beiträge zur Länder- und Völkerkunde Ostasiens) und im Verlag von Adolf Haupt. Seine Vertretung für die Monatszeitschrift „Der ferne Osten“ in Tsingtau wird im Adressbuch des Deutschen Kiautschou – Gebiets 1903-04 erwähnt.
In Indien lernt Otto Rose während eines Urlaubsaufenhalts Rosa Fassl (geb. 09.11.1887 in Sonnenberg/ Böhmen) kennen. Ihre Eltern sind verstorben und sie lebt nach deren Tod bei ihrer Tante und dem Onkel in Österreich, deren Staatsbürgerschaft sie besitzt. Zu diesem Zeitpunkt begleitet sie ihren Onkel, welcher Kapellmeister der Hoch- und Deutschmeister ist, während eines Gastkonzertes.
Ihre gemeinsame Liebe, verbunden mit dem Wunsch zu heiraten trifft, bei ihren Familien unterschiedlicher Konfession auf kein Einverständnis. Heimlich heiraten beide am 4. November 1905 in der englischen Küstenstadt Weihaiwei (heute: Weihai). Da Otto der evangelischen und Rosa der katholischen Konfession angehört, vereinbart das Ehepaar, dass nach der Geburt Jungen evangelisch und Mädchen katholisch erzogen werden. Drei Jungen werden in ihrer gemeinsamen Ehe in Tsingtau geboren (Otto am 30.07.1906, Werner am 02.01.1909 und Günther am 29.10.1912).
Ebenfalls in Tsingtau lebt Anna Fassl, die Schwester von Rosa Rose. Sie heiratet am 18.06.1912 den Kaufmann Martin Krogh.
Otto Rose unternimmt während seines Tsingtau Aufenthalts bis einschließlich 1914 verschiedene Reisen z. B. nach Japan, Korea und innerhalb Chinas. In China besteigt er im April 1914 in der Provinz Schantung (heute: Shandong) den Berg Taischan (heute: Taishan).
Es beginnt der erste Weltkrieg. Das von Japan ausgesprochene Ultimatum an Deutschland zur Übergabe von Tsingtau vom 15. August 1914 bleibt von Deutschland unbeantwortet, so dass Japan dem Deutschen Reich am 23. August 1914 den Krieg erklärt. Die Belagerung Tsingtaus durch japanische und britische Truppen begann am 13. September und endete am 7. November 1914 mit der Kapitulation der deutschen Kolonie.
Otto Rose wird entsprechend den Angaben in seiner Personalakte am 15. August 1914, dem Tag des von Japan ausgesprochenen Ultimatums an Deutschland, zum Landsturm (Dienstgrad: Gemeiner) einberufen, aber dann am 11.10.1914 als dienstunfähig ausgemustert.
Nach der Kapitulation bleibt er zunächst in Tsingtau bis er am 21.01.1915 als japanischer Kriegsgefangener (Gefangenen Nr. 4585, interne Nr. 510, Dienstgrad Gemeiner) ins Lager Osaka gebracht wird. Ein am 30.01.1915 von Otto Rose gestellter Antrag an das Kaiserliche Japanische Oberkommando auf Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft wegen Feststellung der vollständigen Dienstunfähigkeit entsprechend einem Schreiben vom 11.10.1914 bleibt ebenso erfolglos wie der Antrag seiner Frau vom 28.01.1915 auf Entlassung als Nichtkombattant. Am 19.02.1917 wird das Lager Osaka geschlossen und alle Kriegsgefangenen ins Lager Ninoshima verlegt. In diesem bleibt Otto Rose bis zu seiner Entlassung am 16.01.1920. Nach seiner Freilassung reist er mit dem Schiff nach Tsingtau zurück.
Otto Roses Frau hält sich seit der zweiten Augusthälfte 1914 mit ihren drei Söhnen (interne Nr. 252-255) in der deutschen Niederlassung Tientsin (heute: Tianjin) auf (Unterkunft: Büro
des Oberleutnants von Wilucki). Es besteht hauptsächlich aus Kasernen und Offizierswohnungen des Ostasiatischen Marinedetachements. Ihre Schwester Anna Krogh und Tochter Ilse sind ebenfalls dort. Eine Erholungsreise vom deutschen Lager nach Peitaiho (heute: Beidaihe) mit der Peking-Mukden-Bahn wird Rosa Rose und ihren drei Kindern vom 13. Juli bis 13. September 1917 genehmigt.
Am 16.03.1920 wird Frau Rose aus dem deutschen Lager Tientsin entlassen. Jetzt kann sie mit ihren drei Kindern über Tsinanfu (heute: Jinan) nach Tsingtau reisen. Von dort, wieder vereint mit ihrem Ehemann, tritt die Familie Rose mit weiteren Kriegsgefangenen und deutschen Familien aus Tientsin und Tsingtau am 01.04.1920 die gemeinsame Rückreise mit dem Schiff „Nankai Maru“ über Sabang nach Hamburg an. Nach 22-jähriger Abwesenheit erreicht Otto Rose mit seiner Familie am 22. Mai 1920 Hamburg. Von dort reisen sie weiter zu Ottos Schwester Martha nach Neustrelitz.
Otto Rose findet in Neustrelitz vom 05.09.1920 – 31.01.1924 eine Anstellung als Hilfsarbeiter, dann als Hilfsbibliothekar am Mecklenburg Strelitzschen Ministerium, Abteilung für Unterricht und Kunst in den drei vereinigten Anstalten Hauptarchiv sowie daran angeschlossen Landesbücherei und Landesmuseum.
Seine Hauptaufgabe besteht in der bisher vernachlässigten Gestaltung, Neuordnung und Katalogisierung der Landesbücherei und Schlossbibliothek. Teilweise ist er auch im Hauptarchiv des Landes und in der kulturhistorischen Abteilung des Landesmuseums tätig.
Durch die in Deutschland aufgetretene Inflation verliert Otto Rose wie viele andere in dieser Zeit sein Vermögen. Hinzu kommt, dass er auf Grund der Personalabbauverordnung vom 11.12.1923 von den Mecklenburg- Strelitzschen Staatsbehörden zum 01.02.1924 entlassen wird.
Nach seiner Entlassung führt er noch einige kleinere Nebenarbeiten für seinen ehemaligen Arbeitgeber (Archivrat Dr. Hans Witte) aus. Zuletzt ist er als Handelsvertreter tätig.
Gesellschaftlich betätigt er sich in Neustrelitz als Mitglied der Johannis-Loge: „Georg zur wahren Treue“ und ab 1927 im „Mecklenburg –Strelitzer Verein für Geschichte und Heimatkunde“.
Am 22.10.1936 stirbt Otto Rose in Neustrelitz. Seine Frau bleibt in Neustrelitz und stirbt dort am 04.03.1968.
Veröffentlichungen von Otto Rose:
- Otto Rose: “Chinesische Münzen“ in der Zeitschrift „Die Welt des Ostens. Beiträge zur
Länder- und Völkerkunde Ostasiens.“
Beilage zur Wochenzeitung „Kiautschou – Post“, 2. Jahrgang No. 11 - Otto Rose: „Chinesische Münzen –
Werdegang des chinesischen Münzwesens vom primitivsten Ursprung bis zur Gegenwart“
Druck und Verlag von Adolf Haupt, Tsingtau 1909 - „Adress-Buch des Deutschen Kiautschou – Gebiets“ jährlich von 1902 bis 1912 Verlag von Otto Rose, Buchhandlung ,Tsingtau
- „Adress – Buch des Deutschen Kiautschou – Gebiets und der Provinz Schantung einschl. Tsinanfu, Tschifu und Weihaiwei für 1913 und 1914. (zusammengestellt auf Grund amtlichen Materials.) “
Tsingtau: Otto Rose [1914]. Nicht durchgeh. pag. - Ansichtskarten im Verlag von Otto Rose, Tsingtau.
Forkel & Werner haben das alleinige Vertriebsrecht
Mitarbeit an folgenden Büchern:
- „Geschichte des III. See- Bataillons“
bearbeitet von C. Huguenin, Oberleutnant im III. See- Bataillon, Tsingtau
Druck und Verlag von Adolf Haupt, Tsingtau 1912 - „Kunst- und Geschichts-Denkmäler des Freistaates Mecklenburg-Strelitz“
Im Auftrage des Ministeriums herausgegeben von der dafür eingesetzten Kommission. I. Band: Das Land Stargard. III. Abteilung: Die Amtsgerichtsbezirke Friedland (2. Hälfte), Stargard und Neubrandenburg, bearbeitet von Georg Krüger, Oberkirchenrat zu Neustrelitz. Neubrandenburg (Brünslow) 1929.
Eingehende Verzeichnisse, geordnet nach Ortschaften, Sachen, kirchlichen Orden und Brüderschaften, Personen, Bürger- und Bauernfamilien, zusammengestellt von Buchhändler Otto Rose (Neustrelitz)