Eine Skizze der Entwicklung von Tsingtau

Von Wilhelm Matzat, Juli 2016

Tsingtau

Die städtebauliche und wirtschaftliche Entwicklung der Stadt Tsingtau soll hier kurz skizziert werden. Sie korrespondiert mit den Perioden unterschiedlicher Herrschaft in den letzten 100 Jah­ren:

1) 1897-1914 Deutsche Besetzung und Stadtgründung
2) 1914-1922 Erste japanische Besetzung
3) 1922-1929 Warlord-Periode
4) 1929-1937 Erste Guomindang-Periode
5) 1938-1945 Zweite japanische Besetzung
6) 1945-1949 Zweite Guomindang-Periode
7) seit 1949 Kommunistische Periode

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Der Schraptiger und sein Sammler Eduard Wagner

Ein Versuch der Provenienzforschung

Von
Anika Olbrisch, Carla Schmidt, Teresa Hirsch, Rahel Schaefer

(Universität Leipzig; Fakultät für Geschichte, Kunst und Regionalwissenschaften; Historisches Seminar)

Einleitung

Bis heute ist die Herkunft zahlreicher Objekte der Sammlungen ethnologischer
Museen ungeklärt, zumal sie häufig in kolonialen Kontexten erworben wurden. So
verhält es sich auch mit vielen Objekten im GRASSI Museum für Völkerkunde zu
Leipzig.
Im Rahmen eines Forschungsprojektes an der Universität Leipzig in
Zusammenarbeit mit dem GRASSI Museum für Völkerkunde hat das Museum es
uns, vier Studentinnen der Universität Leipzig, ermöglicht, die Herkunft eines ihrer
Objekte zu erforschen. Bei diesem Objekt handelt es sich um ein chinesisches
Musikinstrument, das vor allem bei religiösen Ritualen verwendet wurde. Nach
Leipzig kam dieses Instrument mit mehr als 200 weiteren Objekten Anfang des 20.
Jahrhunderts durch den Sammler Eduard Wagner.
Ausgehend von dem von uns erforschten Objekt aus der Sammlung des Museums,
einem sogenannten Schraptiger, werden wir in der vorliegenden Arbeit zuerst auf
seinen ursprünglichen Verwendungskontext eingehen und den historischen Raum
beleuchten, aus dem der Schraptiger stammt. Nachdem die Übergabe des
Schraptigers an das Museum für Völkerkunde zu Leipzig betrachtet wird, schließt die
Arbeit mit unseren Recherchen über den Sammler Eduard Wagner ab.

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Matzat, Wilhelm, Dr. Prof. der Geograhpie (1930 – 2016)

Dieser Text über den Schöpfer dieser Website stammt aus StuDeO-INFO (Dezember 2010 – Studienwerk Deutsches Leben in Ostasien e.V.) und erschien zum 80. Geburtstag von Wilhelm Matzat. Die Autorin Françoise Moreau-Arnold stellte ihn dankenswerter Weise zur Verfügung.


Am 19. Oktober 1930 kommt ein deutscher Junge in Tsingtau, der schonen deutschgeprägten Hafenstadt der Provinz Schantung im fernen China, zur Welt. Den Vater wird der kleine Willi (Taufname Wilhelm) leider nie kennenlernen, er ist einen Monat vor seiner Geburt plötzlich gestorben. Frau Dorothea Matzat muß ihre vier Söhne, alle in Tsingtau geboren, alleine erziehen. Der älteste, Johannes, ist damals acht Jahre alt (*22.11.1922), Traugott sechs (*2.1.1924) und Hellmut drei (*28.5.1927).

Die Familie Matzat stammt aus Ostpreußen. Willy Matzat (1893-1930), Willis Vater, ist 1912 in das Berliner Missionshaus eingetreten. 1922 heiratet er Dorothea Werdermann (1893-1946), Tochter eines Pfarrers. Im selben Jahr wird das Ehepaar von der Berliner Mission nach Tsimo [heute: Jimo] ins Hinterland von Tsingtau gesandt. Dort ist die Familie Matzat die einzige europäische Familie, und die Mutter muß die beiden ältesten Sohne selbst unterrichten. Als ausgebildete Krankenschwester ist sie mit den chinesischen Frauen der ländlichen Umgebung sehr beschäftigt.

Nach dem Tode ihres Mannes entschließt sich Frau Matzat, in China zu bleiben. Von der American Lutheran Mission, die die Nachfolge der Berliner Mission angetreten hat, als Missionarin angestellt, zieht sie 1931 mit ihren vier Sohnen nach Tsingtau. Hellmut und Willi besuchen dort den Kindergarten. Der chinesische Koch, der mit seiner eigenen Familie seit 1922 bei den Matzats lebt, folgt und hütet Kinder und Haus. 1922 hatten die Japaner den Chinesen Tsingtau zurückgeben müssen, und als der kleine Willi geboren wird, untersteht Tsingtau dem Regiment der Kuomintang.
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Schubart, J. Heinrich F. (1878-1955) – Dr.-Ing., Architekt und Ministerialdirigent

1928 – Dr.-Ing. J. Heinrich F. Schubart

Johann Heinrich Friedrich Schubart wurde am 19. September 1878 als Sohn des Fabrikanten J. Friedrich C. Schubart in Hannover geboren. Seine Mutter war Wilhelmine Dorothea, geb. Wallheinecke. An der Technischen Hochschule Hannover studierte er ab 1898 Architektur, im November 1902 legte er dort die 1. Staatshauptprüfung ab und trat am 3.12.1902 beim Regierungspräsidenten in Hannover den Dienst an. Nach der 2. Staatshauptprüfung im Hochbaufach in Berlin wurde Heinrich Schubart am 17.11.1906  zum Regierungs-Baumeister ernannt.                      

Schon während seiner ersten Anstellung in Duisburg (Bauleitung für das Landfermann-Gymnasium) bewarb er sich für einen Tsingtau-Aufenthalt beim Reichsmarineamt und wurde vom Staatsdienst beurlaubt. Am 12.03.1907 reiste er über Genua mit dem Dampfer „Prinz Eitel Friedrich“ nach Tsingtau aus. Angestellt bei der Gouvernementsverwaltung war sein Vorgesetzter in der Hochbauabteilung (III) Karl Strasser. Zur  Bauabteilung III c gehörig, befand sich sein Amtszimmer im rechten Flügel im II. Obergeschoss, Zimmer 15. Gustav Blaich, sein Vorgänger im Amt, arbeitete bis in das Jahr 1908 in der Abteilung III b. Zunächst wohnte Heinrich Schubart bei G. Blaich im Wohnhaus von Bischof Anzer im Erdgeschoß in der Irenestraße an der Ecke zur Bismarckstraße (6 Hunan Road/Jiangsu Road). Vom Fenster aus sah er den Alten Tempel und die Evangelische Kapelle. Vom Februar 1908 an wohnte er in der Prinz-Heinrich-Straße (33 Guangxi Road) im Haus von Apotheker Larz. Sehr bald fand sich wohl ein Freundeskreis, und H. Schubart bekam wie alle Neuankömmlinge einen neuen Namen: Schu-ba-dse. Das heißt in etwa: „Gelassen breitet er die Tugend aus.“

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Rose, Otto (1876 – 1936), Buchhändler und Verleger.

Diese Kurzbiographie wurde verfasst von Jürgen Rose, einem Enkel des Otto Rose.

otto_roseOtto Berthold Wilhelm Rose ist am 16.06.1876 als drittes Kind des Marmorwarenfabrikanten Ernst Christian Zacharias Rose (*20.03.1841 Wernigerode, †17.04.1913 Nöschenrode) und dessen Ehefrau Marie Caroline geb. Habenicht (*11.12.1837 Markt Alvensleben, †06.04.1914 Nöschenrode) in Wernigerode (Harz) geboren.

Er besucht das Gymnasium bis einschließlich der Obersekunda und absolviert anschließend bis 1898 die Lehre zum Buchhändler.

Im selben Jahr reist Otto Rose von seinem Heimatort Wernigerode vermutlich über Bremen nach Tsingtau aus. Hier baut er sich eine Existenz als Buchhändler und Inhaber einer deutschen „Buch- und Papierhandlung“ auf.

In einem Inserat vom 2. August 1900, veröffentlicht im Börsenblatt für den deutschen Buchhandel, gibt Otto Rose bekannt, dass er unter seinem Namen ein Geschäft errichtet hat und die Verleger bittet, ihn zu unterstützen. Sein Angebot  umfasst moderne Unterhaltungsliteratur und populäre Musik.

Als seine Geschäftsadresse wird im ersten erschienenen „Adressbuch des Deutschen Kiautschou – Gebiets für 1901“ das Kappler´sche Haus (Industrieviertel) ausgewiesen. Alle weiteren Adressbücher des Deutschen Kiautschou – Gebiets von 1902 bis Juli 1914 gibt Otto Rose selbst als Verleger („Editor of the Kiautschou Directory “ im „Verlag von Otto Rose, Buchhandlung, Tsingtau“) heraus. In diesen wird von 1902 bis 1906 sein „Geschäftslokal“ an der Ecke Hamburger- und Berliner Straße erwähnt, 1907 bis 1913 in der Friedrichstr. (später Straßennr. 7) und 1914 in der Prinz Heinrich Str. 16.

1901 erwirbt Otto Rose ein Grundstück an der Ecke Hamburger- und Berliner Straße, auf dem er sein Wohnhaus baut. Es bleibt für ihn und später auch für seine Frau und die Kinder bis zum Ende ihres Aufenthalts in Tsingtau ihr Wohnsitz. Wahrscheinlich waren hier auch zeitweise die Geschäftsräume seiner Buchhandlung.

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Höhere Beamte und Gelehrte des chinesischen Kaiserreiches, die zwischen 1911-14 sich in Tsingtau niederließen oder vorübergehend sich dort aufhielten.

Eine Zusammenstellung von Wilhelm Matzat, Bonn.

1)  Der zweite Prinz Gong, * ca. 1894, Enkel des 1.Prinzen Gong, kam mit Frau und 2 Söhnen

und seiner 60jährigen Mutter nach Tsingtau, wo er von 1912 bis 1922 in der Fushan Straße wohnte.  Seine Frau, eine mongolische Prinzessin, starb am 2.11.1918 in Tsingtau. Als Prinz Heinrich von Preußen, der Bruder Kaiser Wilhelms II., im Oktober 1912 Tsingtau besuchte, traf er sich heimlich mit Prinz Gong und Gu Hong-ming im Hause des Seezolldirektors Ernst Ohlmer.  Als Tsingtau im Dez.1922 an China zurückfiel, ging Prinz Gong in das japanisch besetzte Dairen .

Prinz Gong (Pu wei) war ein Vetter des letzten chinesischen Kaisers Xuantong (Pu yi). Richard Wilhelm hat ihm in seinem Buch: „Die Seele Chinas“ (1926, S. 179-94) ein Kapitel gewidmet: „Der Prinz“  (in der Neuauflage von 1980,S.231-249.)

Acht ehemalige Generalgouverneure

2)  Zhou Fu (1837-1921) kam 1912  als 75jähriger mit seiner ganzen Familie, ca. 40 Personen, nach Tsingtau. Einige seiner Stationen waren: 1882 Zoll-Superintendent in Tientsin; 1900 Provinzschatzmeister in Sichuan; 1902-04 Gouverneur von Shandong. Er besuchte im Dez.1902 als erster Shandong Gouverneur die deutsche Kolonie Tsingtau, wohnte in Schrameiers Haus, da dieser auf Urlaub in Deutschland war. 1904 wurde er Generalgouverneur in Nanking für die Provinzen Jiangsu und Zhejiang, 1906-07 Generalgouverneur in Canton für die Provinzen Guangdong und Guangxi.

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Jewish professors or lecturers at the Shantung University in Tsingtao 1933 – 1937

In 1929 Tsingtao was occupied by the Guomindang troops, and the Guomindang regime lasted until December 31 st 1937.  On Sept. 21 st 1930 the National Tsingtao University was established. The University comprised two Colleges, divided into seven departments, namely a College of Art and a College of Science. In May 1931 the Department of Education was enlarged into a separate College.

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Ehemalige Tsingtauer Zeitungen und Amtsblätter

Seit 7.7.1900 erschien wöchentlich das

„Amtsblatt für das Deutsche Kiautschou-Gebiet“

Ab 1.1.1911 hieß es dann: „Amtsblatt für das Schutzgebiet Kiautschou“

Ab dem 4. Jahrgang, 1904, hat das Amtsblatt ein Register der Verordnungen.

Verordnungen wurden zunächst sowohl auf Deutsch als auch auf Chinesisch gebracht, später erschienen nur noch deutsche Texte. Es enthielt auch standesamtliche Nachrichten, also Geburten, Trauungen, Sterbefälle von Europäern.

(Das Geheime Staatsarchiv Berlin hat die Jahrgänge 1902-06 und 1908-1912.

Die Berliner Stabi hat fast alle Jahrgänge, mit Ausnahme der Jahrgänge 1902 und 1903.)

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Deutsche Ärzte in Tsingtau zwischen 1915 und 1949.

Dr. med. Paul Weischer (1877 – 1948),
Marinestabsarzt und Chefarzt des Faberkrankenhauses – Link zur Biographie

Dr. med. Hans Schmidt (1895 – 1969/70), Arzt – Link zur Biographie

Dr. med. August Blombach (1900-1973), Arzt – Link zur Biographie

Dr. med. Georg (von) Bergmann(1868 – 1937), Arzt – Link zur Biographie

Dr. med. Fritz Pulvermacher(1893 – ca. 1950),
Praktischer Arzt und Geburtshelfer – Link zur Biographie

Prof. Dr.med., Dr. phil. Franz Hübotter  (1881 -1967) – Link zur Biographie

Dr. med Fritz Eitel (1889 – 1968) – Link zur Biographie