Archiv der Kategorie: Biographien

Matzat, Wilhelm, Dr. Prof. der Geograhpie (1930 – 2016)

Dieser Text über den Schöpfer dieser Website stammt aus StuDeO-INFO (Dezember 2010 – Studienwerk Deutsches Leben in Ostasien e.V.) und erschien zum 80. Geburtstag von Wilhelm Matzat. Die Autorin Françoise Moreau-Arnold stellte ihn dankenswerter Weise zur Verfügung.


Am 19. Oktober 1930 kommt ein deutscher Junge in Tsingtau, der schonen deutschgeprägten Hafenstadt der Provinz Schantung im fernen China, zur Welt. Den Vater wird der kleine Willi (Taufname Wilhelm) leider nie kennenlernen, er ist einen Monat vor seiner Geburt plötzlich gestorben. Frau Dorothea Matzat muß ihre vier Söhne, alle in Tsingtau geboren, alleine erziehen. Der älteste, Johannes, ist damals acht Jahre alt (*22.11.1922), Traugott sechs (*2.1.1924) und Hellmut drei (*28.5.1927).

Die Familie Matzat stammt aus Ostpreußen. Willy Matzat (1893-1930), Willis Vater, ist 1912 in das Berliner Missionshaus eingetreten. 1922 heiratet er Dorothea Werdermann (1893-1946), Tochter eines Pfarrers. Im selben Jahr wird das Ehepaar von der Berliner Mission nach Tsimo [heute: Jimo] ins Hinterland von Tsingtau gesandt. Dort ist die Familie Matzat die einzige europäische Familie, und die Mutter muß die beiden ältesten Sohne selbst unterrichten. Als ausgebildete Krankenschwester ist sie mit den chinesischen Frauen der ländlichen Umgebung sehr beschäftigt.

Nach dem Tode ihres Mannes entschließt sich Frau Matzat, in China zu bleiben. Von der American Lutheran Mission, die die Nachfolge der Berliner Mission angetreten hat, als Missionarin angestellt, zieht sie 1931 mit ihren vier Sohnen nach Tsingtau. Hellmut und Willi besuchen dort den Kindergarten. Der chinesische Koch, der mit seiner eigenen Familie seit 1922 bei den Matzats lebt, folgt und hütet Kinder und Haus. 1922 hatten die Japaner den Chinesen Tsingtau zurückgeben müssen, und als der kleine Willi geboren wird, untersteht Tsingtau dem Regiment der Kuomintang.
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Schubart, J. Heinrich F. (1878-1955) – Dr.-Ing., Architekt und Ministerialdirigent

1928 – Dr.-Ing. J. Heinrich F. Schubart

Johann Heinrich Friedrich Schubart wurde am 19. September 1878 als Sohn des Fabrikanten J. Friedrich C. Schubart in Hannover geboren. Seine Mutter war Wilhelmine Dorothea, geb. Wallheinecke. An der Technischen Hochschule Hannover studierte er ab 1898 Architektur, im November 1902 legte er dort die 1. Staatshauptprüfung ab und trat am 3.12.1902 beim Regierungspräsidenten in Hannover den Dienst an. Nach der 2. Staatshauptprüfung im Hochbaufach in Berlin wurde Heinrich Schubart am 17.11.1906  zum Regierungs-Baumeister ernannt.                      

Schon während seiner ersten Anstellung in Duisburg (Bauleitung für das Landfermann-Gymnasium) bewarb er sich für einen Tsingtau-Aufenthalt beim Reichsmarineamt und wurde vom Staatsdienst beurlaubt. Am 12.03.1907 reiste er über Genua mit dem Dampfer „Prinz Eitel Friedrich“ nach Tsingtau aus. Angestellt bei der Gouvernementsverwaltung war sein Vorgesetzter in der Hochbauabteilung (III) Karl Strasser. Zur  Bauabteilung III c gehörig, befand sich sein Amtszimmer im rechten Flügel im II. Obergeschoss, Zimmer 15. Gustav Blaich, sein Vorgänger im Amt, arbeitete bis in das Jahr 1908 in der Abteilung III b. Zunächst wohnte Heinrich Schubart bei G. Blaich im Wohnhaus von Bischof Anzer im Erdgeschoß in der Irenestraße an der Ecke zur Bismarckstraße (6 Hunan Road/Jiangsu Road). Vom Fenster aus sah er den Alten Tempel und die Evangelische Kapelle. Vom Februar 1908 an wohnte er in der Prinz-Heinrich-Straße (33 Guangxi Road) im Haus von Apotheker Larz. Sehr bald fand sich wohl ein Freundeskreis, und H. Schubart bekam wie alle Neuankömmlinge einen neuen Namen: Schu-ba-dse. Das heißt in etwa: „Gelassen breitet er die Tugend aus.“

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Rose, Otto (1876 – 1936), Buchhändler und Verleger.

Diese Kurzbiographie wurde verfasst von Jürgen Rose, einem Enkel des Otto Rose.

otto_roseOtto Berthold Wilhelm Rose ist am 16.06.1876 als drittes Kind des Marmorwarenfabrikanten Ernst Christian Zacharias Rose (*20.03.1841 Wernigerode, †17.04.1913 Nöschenrode) und dessen Ehefrau Marie Caroline geb. Habenicht (*11.12.1837 Markt Alvensleben, †06.04.1914 Nöschenrode) in Wernigerode (Harz) geboren.

Er besucht das Gymnasium bis einschließlich der Obersekunda und absolviert anschließend bis 1898 die Lehre zum Buchhändler.

Im selben Jahr reist Otto Rose von seinem Heimatort Wernigerode vermutlich über Bremen nach Tsingtau aus. Hier baut er sich eine Existenz als Buchhändler und Inhaber einer deutschen „Buch- und Papierhandlung“ auf.

In einem Inserat vom 2. August 1900, veröffentlicht im Börsenblatt für den deutschen Buchhandel, gibt Otto Rose bekannt, dass er unter seinem Namen ein Geschäft errichtet hat und die Verleger bittet, ihn zu unterstützen. Sein Angebot  umfasst moderne Unterhaltungsliteratur und populäre Musik.

Als seine Geschäftsadresse wird im ersten erschienenen „Adressbuch des Deutschen Kiautschou – Gebiets für 1901“ das Kappler´sche Haus (Industrieviertel) ausgewiesen. Alle weiteren Adressbücher des Deutschen Kiautschou – Gebiets von 1902 bis Juli 1914 gibt Otto Rose selbst als Verleger („Editor of the Kiautschou Directory “ im „Verlag von Otto Rose, Buchhandlung, Tsingtau“) heraus. In diesen wird von 1902 bis 1906 sein „Geschäftslokal“ an der Ecke Hamburger- und Berliner Straße erwähnt, 1907 bis 1913 in der Friedrichstr. (später Straßennr. 7) und 1914 in der Prinz Heinrich Str. 16.

1901 erwirbt Otto Rose ein Grundstück an der Ecke Hamburger- und Berliner Straße, auf dem er sein Wohnhaus baut. Es bleibt für ihn und später auch für seine Frau und die Kinder bis zum Ende ihres Aufenthalts in Tsingtau ihr Wohnsitz. Wahrscheinlich waren hier auch zeitweise die Geschäftsräume seiner Buchhandlung.

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Deutsche Ärzte in Tsingtau zwischen 1915 und 1949.

Dr. med. Paul Weischer (1877 – 1948),
Marinestabsarzt und Chefarzt des Faberkrankenhauses – Link zur Biographie

Dr. med. Hans Schmidt (1895 – 1969/70), Arzt – Link zur Biographie

Dr. med. August Blombach (1900-1973), Arzt – Link zur Biographie

Dr. med. Georg (von) Bergmann(1868 – 1937), Arzt – Link zur Biographie

Dr. med. Fritz Pulvermacher(1893 – ca. 1950),
Praktischer Arzt und Geburtshelfer – Link zur Biographie

Prof. Dr.med., Dr. phil. Franz Hübotter  (1881 -1967) – Link zur Biographie

Dr. med Fritz Eitel (1889 – 1968) – Link zur Biographie

 

Pulvermacher, Dr. med. Fritz (1893 – ca. 1950), Praktischer Arzt und Geburtshelfer

Dr. med. Fritz Pulvermacher wurde am 24.12.1893 in Posen geboren. Er besuchte das dortige Friedrich-Wilhelm-Gymnasium. 1912 begann er ein Medizinstudium in München. Im 1. Weltkrieg war er von 1914 bis 1918 im Militäreinsatz. Sein Medizinstudium beendete er von 1918 bis 1921 in Rostock mit dem Staatsexamen. Danach absolvierte er ein Medizinal-praktikum in Schwerin. 1922 promovierte er in Berlin zum Dr.med. mit der Dissertation: „Zur Diagnose der zentralen Blasenlähmung“.

Wo Dr. Pulvermacher von 1922 bis 1938 tätig war ist (mir) nicht bekannt. Seine Fachrichtung war: Praktischer Arzt und Geburtshelfer. Er entstammte einer jüdischen Familie, heiratete aber eine nicht-jüdische Frau namens Hildegard (* 01.03.1908). Die Hochzeit muss spätestens 1930 gewesen sein, denn von 1931 bis 1936 wurden dem Paar drei Söhne geboren: Kurt (* 1931), Peter (* 1933) und Gert (* 1936).

Die antisemitische Hetze nach Januar 1933 führte dazu, dass Dr. Pulvermacher schließlich 1938 den Entschluss fasste, mit Frau und Kindern auszuwandern. Er ging nach Shanghai, da man für das dortige International Settlement kein Visum benötigte. Er hielt sich dort nicht lange auf, denn er bekam das Angebot, in Tsingtau das chinesische Missionshospital der American Lutheran Mission Society zu leiten. Bereits im Herbst 1938 traf er in Tsingtau ein. Auch auf seinen Wunsch hin wurde er zunächst nur für 6 Monate auf Probe angestellt. Leider stellte sich heraus, dass Dr. Pulvermacher mit dem medizinischen Verhalten der Chinesen nicht zurecht kam. So verzichtete er nach 6 Monaten auf eine Anstellung. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als eine eigene Praxis zu eröffnen. Ein trauriges Ereignis für die Pulvermacher Familie war der Tod des jüngsten, nur 4 Jahre alten, Sohnes Gert am 14.8.1940. Auslöser muss irgendeine Infektion gewesen sein. Anscheinend erzielte Dr. Pulvermacher mit seiner Praxis kein ausreichendes Einkommen, so verließ er Tsingtau im Mai 1943 und ging nach Tientsin. 1947 beschloss er, mit seiner Familie nach Deutschland zurückzukehren. Das Repatriierungsschiff „Marine Lynx“ verließ Shanghai am 25.07.1947. In Neapel verließen sie am 16.08.1947 das Schiff und fuhren mit dem Zug nach Dresden, wo sie am 21.08.1947 eintrafen.

Das weitere Schicksal der Familie Pulvermacher ist (mir) nicht bekannt.

Bergmann, Dr. med. Georg (1868 – 1937), Arzt

Dr. med. Georg (von) Bergmann wurde am 3.10.1868 in Petrosavotsk bei St. Petersburg geboren. Offensichtlich entstammte er einer Adelsfamilie des Baltikums, hat aber das Adelsprädikat „von“ nur selten geführt. In den späteren Adressbüchern inseriert er meistens als Dr. G. Bergmann. Er studierte Medizin, wahrscheinlich in St. Petersburg oder in Dorpat (Tartu). Die Errichtung einer kommunistischen Diktatur in Russland und im von den Russen besetzten Baltikum führte dazu, dass Hunderttausende die Sowjetunion verließen. Viele begaben sich über Sibirien nach China, wo sie als staatenlose „Weißrussen“ in chinesischen Großstädten Quartier machten, vor allem in Harbin, Mukden, Dairen, Shanghai, Peking u.a. Auch Dr. v.Bergmann ist offenbar als Flüchtling nach Ostasien gekommen. Er lässt sich, zusammen mit seiner Frau Ludmilla (* 19.11.1869), im Jahre 1922 in Tsingtau nieder. Er ist jetzt 54 Jahre alt. Er gründet im nahen Laoshan-Gebirge ein Erholungsheim, das er selbst leitet. Für die Ausländer in Tsingtau ist der nahe Laoshan ihr „Luftkurort“. 1924 erhält v.Bergmann einen Ruf an ein Hospital in Harbin, dem er folgt. Er ist dort Oberarzt an einem russischen oder chinesischen Krankenhaus. Er wohnt zunächst in der Girinskaja 14, dann Girinskaja 29, schließlich am Bolshoi Prospekt.

Das Erholungsheim im Laoshan hatte er während seiner Abwesenheit verpachtet. 1931 kehrt er nach Tsingtau zurück, eröffnet in der Stadt eine Arztpraxis (Dexian Road 6) und übernimmt auch wieder das Management seines Erholungsheimes im Laoshan, das er zu einem modernen Sanatorium ausbauen will. 1932 publiziert er als Werbeschrift für sein Erholungsheim eine 19-seitige Broschüre mit dem Titel: „Der Lao-Shan bei Tsingtau als klimatischer Kurort. – Dr. George von Bergmann.“

In Tsingtau hatte seit dem 22.7.1931 das Chinesenhospital (genannt Wunsch-Krankenhaus) der deutschen Ostasienmission keinen europäischen Arzt mehr. Es wurde nur in beschränkter Form als Poliklinik mit Dr. Li und der Schwester Hanny Moser weitergeführt. Nach langen Diskussionen beschloss man Oktober 1935, das Wunsch-Hospital wieder zu eröffnen und trat an Dr. Bergmann heran mit dem Vorschlag, dass er die Leitung übernimmt, zusammen mit der Schwester Toni Müller. Dr. Bergmann stimmte zu. Leider zeigte sich bald, dass Dr. Bergmann schwer krank war und zur Behandlung nach Shanghai gehen musste. Er wurde temporär von anderen ausländischen Ärzten vertreten. Nach seiner Rückkunft ist er dann bald am 12.8.1937 in Tsingtau gestorben. Seine Witwe, Frau Ludmilla Bergmann, blieb in Tsingtau und ist dort noch im März 1949 nachweisbar.

Blombach, Dr. med. August (1900-1973), Arzt

Dr. med. August Blombach, Studienkollege von Dr. Schmidt und von diesem nach Tsingtau geholt, kam 1936. Er wurde am 30.4.1900 in Barmen-Wuppertal geboren, studierte Medizin an der Hamburger Universität, promovierte dort am 8.2.1930. Er war verheiratet mit Elisabeth geb. Nehlsen (* 7.11.1906). Das Paar hatte 2 Kinder: Anke (* Hamburg 18.11.1933) und Henning (* Tsingtau 15.4.1938). Die Ehe wurde um 1939/40 geschieden, Frau Blombach kehrte nach Deutschland zurück.

Während des 2. Weltkrieges hatte die deutsche Wehrmacht einen großen Bedarf an Militärärzten, so dass man sich genötigt sah, selbst auf deutsche Ärzte im Ausland zurück zu greifen. 1941 erhielt das deutsche Konsulat in Tsingtau den „Befehl“, einen der zwei deutschen Ärzte nach Deutschland zu schicken. Eine Landverbindung bestand nicht mehr nach dem Einmarsch deutscher Truppen in Russland am 20.6.1941. Ein Kontakt zur Heimat war nur noch durch U-Boote und Blockadebrecher möglich. Es war Dr. Blombach, der die Order erhielt, auf einem Blockadebrecher sich nach Deutschland zu begeben. Am 29.10.1941 verließ das Blockadeschiff Tsingtau und tatsächlich ist dieses bis zur Atlantikküste Frankreichs durchgekommen, das damals von den Deutschen besetzt war. – Die beiden Blombach Kinder mussten in Tsingtau zurückbleiben. Sie wurden von Frau Margarete Schöndube als Gouvernante betreut. Die drei kamen im August 1946 auf dem Repatriierungs-schiff „Marine Robin“ nach Deutschland, wo Dr. Blombach seine Kinder erwartete. Er hatte den Krieg heil überstanden und führte eine Praxis in Gevelsberg, Schützenstraße 16 (später 10). Er heiratete in zweiter Ehe Edith N.N. Am 29.4.1973 ist Dr. Blombach gestorben.

Schmidt, Dr. med. Hans (1895 – 1969/70), Arzt

(* 25.10.1895 in Hamburg, als Sohn des Kaufmanns Otto Schmidt, bei der Firma Julius Hager.) Er besuchte das angesehenste Gymnasium Hamburgs, das Johanneum, von 1905 bis 1914. Von der Ausbildung her war er Chirurg. Neben seiner Tätigkeit am Faberkrankenhaus hatte er auch eine eigene Praxis.
Er war verheiratet mit Käte N.N. (* 29.7.1899). Das Paar hatte keine Kinder.

Als Weischer Tsingtau im Jahre 1935 verließ, holte Schmidt 1936 den früheren Studienkollegen August Blombach. – Im Oktober 1943 verbrachten Herr und Frau Schmidt und Schwester Gertrud (genannt Gerda) Janisch Urlaub im Böhme-Haus an den Prinz Heinrich Bergen. In der Nacht vom 28. auf den 27. Oktober wurden sie von einer chinesischen Partisanengruppe überfallen und verschleppt. Frau Schmidt war dabei verwundet worden, deswegen ließ man sie im Böhme-Haus liegen. Der chinesische Hauswart des Böhme-Hauses eilte noch in der Nacht zu Fuß nach Tsingtau und meldete den Vorfall dem deutschen Konsulat. (Nach einer anderen Version soll der Hauswart im Faberkrankenhaus angerufen haben, wo Dr. Eitel gerade mit einer Blinddarmoperation beschäftigt war.) Herr Walter Ohlwein und Dr.med. Fritz Eitel fuhren daraufhin mit dem Auto zum Böhme-Haus und holten Frau Schmidt ab. Die rechtzeitige ärztliche Versorgung durch Dr. Eitel rettete Frau Schmidt (sie war Bluterin) das Leben. Herr Schmidt und Schwester Gertrud mussten viele Wintermonate lang – von Ort zu Ort ziehend – diese Gefangenschaft ertragen! Nach Zahlung einer Lösegeldsumme kamen die beiden am 14.2.1944 frei.

Nach Kriegsende August 1945 verlor Schmidt seinen Posten als medizinischer Chef des Faberkrankenhauses, wurde aber weiterhin dort beschäftigt, hatte auch daneben seine Privatpraxis. Für eine Repatriierung nach Deutschland war er nicht vorgesehen, und als im Juni 1949 die Kommunisten in die Stadt einmarschierten, verließen Herr und Frau Schmidt bald China und gingen nach San Francisco in Kalifornien. Er musste – inzwischen 51 Jahre alt – noch einmal ein paar Semester Medizin studieren und konnte, nach bestandenen Examina, eine eigene Praxis dort gründen. Herr Schmidt ist 1969/70 in San Fransisco gestorben, ist aber in Hamburg auf dem Ohlsdorfer Friedhof begraben.

Weischer, Dr.med. Paul (1877 – 1946), Marinestabsarzt und Chefarzt des Faberkrankenhauses

Paul Weischer (kathol.) wurde am 15.7.1877 in Köln geboren. Am 1.4.1899 zur Reichsmarine, Karriere als Marinearzt. Wurde 16.10.1909 als Marinestabsarzt an das Lazarett in Tsingtau versetzt. Um 1913/14 herum heiratete er Margret Ziesau (* Bremen 25.4.1885, Ev.). Als der Krieg im August 1914 begann, ging die schwangere Frau Weischer nach Tsinan, wo am 24.3.1915 der Sohn Hans-Joachim geboren wurde. Weischer war während der Belagerung in den Hilfslazaretten Seemannsheim und Katholische Mission eingesetzt. Nach dem 7.11. 1914 hätte er Tsingtau verlassen können, wie es alle anderen Marineärzte auch getan haben, aber offensichtlich haben die Japaner darauf bestanden, dass mindestens ein Marinearzt dort bleibt, um die noch dort wohnenden deutschen Frauen und Kinder zu betreuen. So blieb Weischer in Tsingtau, außer ihm gab es nach dem 7.11.1914 nur noch den Missionsarzt des AEPM, Dr.Adolf Eyl, der im April 1911 nach Tsingtau gekommen war. Er war Leiter des Faberhospitals für Chinesen und des europäischen Faberkrankenhauses. Das Faberhospital war bei Kriegsbeginn geschlossen worden. Eyl jedoch kündigte dem AEPM am 31.11.1915 und verließ Tsingtau am 2.12.1915, um einen Schiffstransport von deutschen Frauen und Kindern nach Deutschland zu begleiten. Dort wurde er im Militärdienst eingesetzt und ist gefallen.

Weischer übernahm also seit Dezember 1915 die Leitung des Faberkrankenhauses und nahm diese bis 1935 wahr! Von Dez. 1915 bis gegen 1930 war er mehr oder weniger der einzige deutsche Arzt in Tsingtau. Angeblich haben die Japaner das Faberkrankenhaus, das Eigentum eines eingetragenen Vereins gewesen war, dem Weischer geschenkt! Die Japaner wollten nach dem 7.11.1914 so wenige Deutsche wie möglich in Tsingtau haben. Die meisten Männer waren von Nov. 1914 bis Jan. 1916 sukzessive nach Japan in die Kriegsgefangenschaft abgeführt worden. Es durfte bis Ende 1919 kein Deutscher nach Tsingtau kommen. Wenn jemand es illegal versucht hatte, wurden er und seine Familie sofort aus der Stadt gewiesen. Es hat nur 2 Ausnahmen gegeben. Da Weischer auf Anordnung der Japaner in Tsingtau hatte bleiben müssen, durfte er 1915 seine Frau und Sohn aus Tsinan nach Tsingtau bringen. Der Sohn Hans-Joachim wurde am 23.7.1916 durch Richard Wilhelm evangelisch getauft. Einer der Paten war Gouverneur a.D. Meyer-Waldeck. (Die andere Ausnahme war Missionar Richard Wilhelm, der als Rotkreuz-Vertreter einen gewissen „internationalen“ Status hatte. Er durfte 1916 seine Frau, die 4 Söhne und Schwägerin Hanna Blumhardt aus Shanghai nach Tsingtau zurückholen, sie hatten anlässlich des Kriegsbeginns Tsingtau im August 1914 verlassen und waren ch Shanghai gegangen.
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Hübotter, Franz, Dr.med., Dr. phil., Prof. (1881 -1967),

Arzt, Sinologe, Medizinhistoriker

huebotter

1881

am 5. Dezember in Weimar geboren, als Sohn des Hofschauspielers Eduard Hübotter (1839 – 1919) und der Koloratursängerin Hulda, geb. Anstensen (1840 – 1915). 1884 zog die Familie nach Berlin. Von 1892 bis 1901 Besuch des humanistischen Friedrichsgymnasiums.

1901

Abitur in Berlin. Immatrikulation in Jena für ein Medizinstudium

1906

Medizinisches Staatsexamen nach Studium in Jena, Berlin und Heidelberg sowie Promotion zum Dr.med. in Jena am 28. Nov.

1907

ab Mai Assistenzarzt in Berlin unter Prof. Fedor Krause, Chirurg am Augusta-Hospital

1908

Assistent in London bei dem Gehirnchirurgen Sir Victor Horsley

1909

Assistent in Paris bei dem Chirurgen Eugéne Doyen, Sinologiestudium bei Chavannes. Im Oktober Rückkehr an das Augusta-Hospital in Berlin. In den nächsten Jahren neben der Arzttätigkeit Teilnahme an diversen Sprachkursen am SOS u. in Leipzig: Sanskrit, Chinesisch, Mandschurisch, Tibetisch, Arabisch, Persisch, Türkisch u.a. 

1912

 Promotion zum Dr. phil. in Leipzig bei Prof. Conrady mit der sinologischen Dissertation: „Aus den Plänen der kämpfenden Reiche nebst den entsprechenden Biographien des Se-ma-Ts’ien.“

1913 

am 26.6. reicht er seine Habilitationsschrift: „Beiträge zur Kenntnis der chinesischen sowie der tibetisch-mongolischen Pharmakologie“ bei der medizinischen Fakultät der Berliner Universität ein. – Die endgültige Habilitation für Medizingeschichte fand erst am 5. Dez. 1914 mit dem Probevortrag in der Aula der Berliner Universität statt. Weiterlesen