Dieser Text über den Schöpfer dieser Website stammt aus StuDeO-INFO (Dezember 2010 – Studienwerk Deutsches Leben in Ostasien e.V.) und erschien zum 80. Geburtstag von Wilhelm Matzat. Die Autorin Françoise Moreau-Arnold stellte ihn dankenswerter Weise zur Verfügung.
Am 19. Oktober 1930 kommt ein deutscher Junge in Tsingtau, der schonen deutschgeprägten Hafenstadt der Provinz Schantung im fernen China, zur Welt. Den Vater wird der kleine Willi (Taufname Wilhelm) leider nie kennenlernen, er ist einen Monat vor seiner Geburt plötzlich gestorben. Frau Dorothea Matzat muß ihre vier Söhne, alle in Tsingtau geboren, alleine erziehen. Der älteste, Johannes, ist damals acht Jahre alt (*22.11.1922), Traugott sechs (*2.1.1924) und Hellmut drei (*28.5.1927).
Die Familie Matzat stammt aus Ostpreußen. Willy Matzat (1893-1930), Willis Vater, ist 1912 in das Berliner Missionshaus eingetreten. 1922 heiratet er Dorothea Werdermann (1893-1946), Tochter eines Pfarrers. Im selben Jahr wird das Ehepaar von der Berliner Mission nach Tsimo [heute: Jimo] ins Hinterland von Tsingtau gesandt. Dort ist die Familie Matzat die einzige europäische Familie, und die Mutter muß die beiden ältesten Sohne selbst unterrichten. Als ausgebildete Krankenschwester ist sie mit den chinesischen Frauen der ländlichen Umgebung sehr beschäftigt.
Nach dem Tode ihres Mannes entschließt sich Frau Matzat, in China zu bleiben. Von der American Lutheran Mission, die die Nachfolge der Berliner Mission angetreten hat, als Missionarin angestellt, zieht sie 1931 mit ihren vier Sohnen nach Tsingtau. Hellmut und Willi besuchen dort den Kindergarten. Der chinesische Koch, der mit seiner eigenen Familie seit 1922 bei den Matzats lebt, folgt und hütet Kinder und Haus. 1922 hatten die Japaner den Chinesen Tsingtau zurückgeben müssen, und als der kleine Willi geboren wird, untersteht Tsingtau dem Regiment der Kuomintang.
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