Adolf Haupt, der aus Aachen stammte, ist ab 1900 in Tsingtau nachweisbar, als angestellter Drucker der „Deutschen Druckerei und Verlagsanstalt“. Es ist nicht bekannt, wer der Eigentümer dieser Firma war, allem Anschein nach war es ein Geschäftsmann in Shanghai. Am 1.5.1903 erwarb der Tsingtauer Kaufmann Victor Roehr (siehe seine Einzelbiographie) diese Firma und erweiterte den Namen in „Deutsch-Chinesische Druckerei und Verlagsanstalt“. Haupt blieb zunächst bei dieser Firma und scheint 1904 geheiratet zu haben, am 5.2.1905 wurde die Tochter Claire geboren. Rund 2 Wochen vorher, am 19.01.1905 hatte er sich selbständig gemacht. Sein Betrieb befand sich in der Friedrichstraße 405 und inserierte mit dem Titel: „Buchdruckerei, Buchbinderei, Papierhandlung, Geschäftsbücher- und Stempelfabrik“. Später kamen noch weitere Titel hinzu: „Steindruckerei, Verlag, Liniiranstalt.“ Als Drucker holte er sich aus Aachen seinen jüngeren Bruder Wilhelm (genannt Willy) Haupt. Ab 10.10.1908 erschien bis zum 31.12.1912 die Wochenzeitung „Kiautschou-Post“, gedruckt bei Adolf Haupt. Verantwortlicher Redakteur war Hans von Kropff (siehe seine Einzel-biographie). Eine wertvolle Leistung Haupts war im Februar 1910 die Herausgabe von „Tsingtau Souvenir“, ein Bildband mit 50 großformatigen und scharf geschossenen Fotos der Stadt. Das Foto Nr.15 in diesem Band zeigt einen Teil der Friedrichstraße, u.a. auch das Haus von Haupt, mit der kahlen Brandmauer nach Süden, auf der in großen Lettern zu lesen ist: Adolf Haupt, Buchdruckerei usw. Eine zweite, leicht erweiterte Auflage erschien am 30.4.1914 mit dem Titel: „Album von Tsingtau“. Nach Kriegsausbruch verließ Frau Haupt im August 1914 mit den 4 Kindern die Stadt und ging nach Shanghai. Adolf und Wilhelm Haupt nahmen an der Verteidigung der Stadt teil und waren dementsprechend bis Anfang 1920 in japanischer Kriegsgefangenschaft.
Wilhelm Haupt, der unverheiratet war, kehrte nach Tsingtau zurück und war Angestellter der Firma Seidel, Siebold & Co. Er starb in Tsingtau am 1.7.1935.
Adolf Haupt ging nicht nach Tsingtau, denn er hatte dort sein ganzes Eigentum durch die Japaner verloren, sondern kehrte mit Frau und Kindern nach Deutschland zurück. Erst 1923, am 17.11., bestieg er mit Frau und Kindern ein Schiff in Hamburg und fuhr nach Shanghai. Er fand dort eine Anstellung bei der A.B.C. Press, einer deutschen Buchdruckerei des Eduard Hänggi. Als in Tsingtau die Steyler Mission ihre alte Vorkriegsdruckerei im März 1926 wieder eröffnete, in denselben Räumen, konnte sie Adolf Haupt als Leiter gewinnen, der daraufhin nach Tsingtau zurückkehrte. Die zweite überaus wichtige Publikation Adolf Haupts ist der im Selbstverlag erschienene „Führer durch Tsingtau und Umgebung“, Tsingtau 1927, 155 Seiten, mit 72 Fotos, und einer Straßenkarte im Maßstab 1:12500. Außerdem gab er in demselben Jahr den Führer auch auf Englisch heraus. Es ist mir nicht bekannt, ob eine zweite deutsche Auflage erschienen ist. Jedenfalls bereitete er im Jahre 1933 die Zweitauflage des englischen Textes vor, starb aber am 15.06.1933. Seine Witwe wandte sich dann an den amerikanischen Buchhändler und Verleger George G. Telberg, Inhaber des „International Bookstore“ in der Schantung Straße, ob er nicht die Zweitauflage betreuen könne. Er willigte ein und fügte die Entwicklungen Tsingtaus bis zum Jahre 1934 hinzu. So erschien im Juli 1934 die „Second Revised Edition“ von Adolf Haupts: „Guide to Tsingtao and its environs“.
Das Ehepaar Haupt hatte 2 Söhne und 2 Töchter, die alle in Tsingtau geboren wurden:
1) Claire, *5.2.1905. Anlässlich ihrer Geburt pflanzte Adolf Haupt auf dem Platz vor dem Gouvernementsdienstgebäude einen Ginkgo-Baum. Claire heiratete einen Herrn Grenz. Sie wohnte im Jahre 1980 in Imst, Nordtirol.
2) Sohn (Albert ?) * 20.11.1906
3) Sohn, * 10.5.1910
4) Berthel, * 19.10.1910. Später verheiratet mit einem Herrn Sönksen.