Diese Kurzbiographie wurde verfasst von Karl Strassers Enkelin, Dr. phil. Elisabeth Bokelmann.
(Einige Ergänzungen durch Wilhelm Matzat sind durch Kursivschrift gekennzeichnet.)
Karl Strasser wurde am 30. Juni 1869 in Aulendorf (Württemberg) geboren, wo sein Vater Rudolf Otto Albert Strasser als Architekt tätig war. Die Mutter war Maria Josepha, geb. Letzer, Tochter des Werkmeisters Andreas Letzer in Schwäbisch Gmünd. Nach dem Abitur an der Oberrealschule Stuttgart (möglicherweise auch am Gymnasium in Ludwigsburg, wo sein Vater ab 1876 als königl. Garnison-Baumeister tätig war) studierte Karl Strasser von 1888 bis 1892 Architektur an der Technischen Hochschule Stuttgart und schloss das Studium im Mai 1892 mit der Prüfung als Regierungsbauführer ab. Er trat in der Folge in den württembergischen Staatsdienst ein und wurde in der Militärbauverwaltung beschäftigt, unterbrochen vom 1.10.1892 bis zum 30.9.1893 durch seinen Wehrdienst. Nach der Entlassung kehrte er offenbar nicht in den württembergischen Staatsdienst zurück, sondern wechselte in den preußischen Staatsdienst. In der Funktion als Regierungsbauführer und Bauleitender war er in Saarbrücken tätig, allerdings nur 14 Monate lang, denn am 1.12.1894 wurde er in den bayerischen Staatsdienst übernommen und am 1.6.1896 zum Regierungsbaumeister ernannt.
Das Deutsche Reich hatte 1898 in China an der Kiautschou-Bucht ein Areal für 99 Jahre gepachtet, um dort einen Stützpunkt für den deutschen Handel und die ostasiatische Kreuzerdivision aufzubauen. Das Areal war dem Reichsmarineamt unterstellt worden und damit war es verantwortlich für den Aufbau einer ganz neuen Stadt mit der dazu gehörenden Infrastruktur. Die dortige Verwaltung benötigte ständig Architekten für den Hafenbau, Tiefbau und Hochbau. Das RMA wird sich an die deutschen Baubehörden gewandt haben mit der Bitte, von ihren beamteten Regierungsbaumeistern mal diesen, mal jenen zu beurlauben für eine befristete Tätigkeit in Tsingtau. In der Regel waren es Verträge über 4 Jahre. Es ist also legitim zu vermuten, dass Strassers bayerische Behörde an ihn herangetreten ist und gefragt hat, ob er bereit sei, für mehrere Jahre nach Tsingtau zu gehen. Das muss der Fall gewesen sein und ab 1.1.1900 war Strasser beurlaubt, fuhr daraufhin nach Tsingtau, wo er vermutlich im Februar oder März 1900 eingetroffen ist.
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