Archiv des Autors: Wilhelm Matzat

Hinzpeter, Hermann (1884 – 1963), Postsekretär

(Die Biographie wurde aufgeschrieben von seiner Enkelin Regine Oswald.)

Mein Großvater, Herrmann Hinzpeter, wurde am 10. August 1884 in Güstrow/Mecklenburg als Sohn eines Eisenbahnsekretärs geboren. Nach Abitur, Einjährig-Freiwilligem (Militärdienst) und Ausbildung zum Postbeamten besucht er im Wintersemester 1908/09 zusammen mit Max Albrecht („Mäxchen“) Schmidt (späterer Kollege in Tsingtau) das Orientalische Seminar in Berlin zur Vorbereitung seines Auslandseinsatzes.

Mein Großvater fuhr im Februar 1909 mit der sibirischen Eisenbahn und dann mit dem Schiff nach Tsingtau, wo er am 05. März 1909 eintraf. Er war im Kaiserlichen Deutschen Postamt   als Postbeamter tätig. Dort lernte er auch seinen Kollegen August Börter kennen. Im nächsten Jahr (1910) baute er zusammen mit Postinspektor Ludwig Schulz ein Wochenendhaus im Lauschan: Die Villa Hinzpeter bzw. wie es in meiner Familie hieß: Villa Bergfrieden.

Er war sehr an Land und Leuten interessiert und unternahm von Tsingtau aus in seiner freien Zeit viele Reisen. Weiterlesen

Wagner, Dr.phil. Wilhelm (1886 – ?) Landwirtschaftslehrer

Wilhelm Wagner wurde am 27.09.1886 geboren zu Oelsberg bei Nastätten, Kreis  St.Goarshausen, als Sohn des Bauunternehmers Philipp Wagner und der Katharina, geb. Schmidt. Er besuchte die Oberrealschule in Wiesbaden bis zum Abitur 1906. Vom WS 1907/08 bis zum SS 1910 absolvierte er in Bonn ein Studium im Fach Landwirtschaft an der landwirtschaftlichen Akademie und im Fach Nationalökonomie an der Universität Bonn. Im Juni 1910 bestand er das Examen für Landwirtschaftslehrer und promovierte am 23.11.1910 zum Dr.phil. im Fach Landwirtschaft mit der Arbeit: „Die Entwicklung des Rinderkörpers von der Geburt bis zum Abschluss des Körperwachstums“ (gedruckt Hannover 1910).

Im Januar 1911 (Wagner war erst 24 Jahre alt) wurde er vom Reichs-Marine-Amt als Dozent für Landwirtschaft an die Deutsch-Chinesische Hochschule in Tsingtau berufen. Diese war im Oktober 1909 gegründet worden, zunächst mit einer technisch-naturwissenschaft-lichen und einer juristisch-staatswissenschaftlichen Abteilung. Sein Auftrag war, der Hochschule eine land- und forstwirtschaftliche Abteilung anzugliedern. Wagner, der am  31.03.1911 in Tsingtau eingetroffen war,  stürzte sich mit jugendlichem Elan auf diese Aufgabe und bis 1914 war der Aufbau mehr oder weniger geschafft. Seine eigenen wissenschaftlichen Untersuchungen aus der Zeit seiner Tätigkeit dort legte er nieder in der von ihm herausgegebenen Schriftenfolge: „Berichte aus der land- und forstwirtschaftlichen Abteilung der Deutsch-Chinesischen Hochschule“. Fünf Hefte sind bis Juli 1914 erschienen (ich besitze die ersten 4 Hefte).

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Cordes, Heinrich (1866 -1927), Dolmetscher und Bankdirektor

Geboren in Lübbecke/Westf.  5.3.1866, evangel. –  Gestorben in Breslau am 5.7.1927Eltern: Carl Cordes,  Gerichtssekretär am Landgericht in Bielefeld, u.Marie, geb. Schuster.

Heinrich besuchte die Bürgerschulen in Lübbecke, dann in Halle/Westf., später das Realgymnasium in Bielefeld, wo er das Abitur 1886 absolvierte. Daraufhin Militärdienst als Einjähriger vom 1.4.1886 bis 1.4.1887, schließt diesen ab als Vizefeldwebel d.R., erhält später den Rang als Leutnant d.R. Beginnt Ostern 1887 an der Universität Berlin das Studium der Philologie, wechselt aber nach einem Semester über zum Jura-Studium. Gleichzeitig tritt er am Seminar für Orientalische Sprachen in die Chinesischklasse ein und absolviert erfolgreich am 24.7.1890 die Diplomprüfung für Chinesisch. Am 26.2.1892 besteht er die erste juristische Staatsprüfung und wird ab 31.3.1892 als Gerichtsreferendar angestellt. Einige Wochen vorher hatte er an das Auswärtige Amt den Antrag gestellt, in den auswärtigen Dienst übernommen zu werden. Am 24.8.1892 teilt das AA ihm mit, dass er als Dolmetscheraspirant nach Peking gehen kann. Im deutschen Auswärtigen Dienst gab es damals noch drei streng geteilte Lauf-bahnen: den diplomatischen, konsularischen und Dolmetscher-Dienst. Ein Dolmetschereleve mußte sich für 10 Jahre verpflichten. Danach bestand eventuell die Möglichkeit, in den konsularischen Dienst übernommen zu werden. Hierfür mußte man sich einer sog. Konsulats-prüfung unterziehen. Sie bestand in der Anfertigung zweier schriftlicher Arbeiten, einer „wissenschaftlichen“ und einer „praktischen“, die letztere mußte in Englisch oder Französisch geschrieben werden. Fielen die Arbeiten nicht so gut aus, erfolgte noch eine mündliche Prüfung.

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Eitel, Fritz (1889 – 1968), Arzt (geb. als Karl Fink)

Dr. Fritz Eitel wurde unter dem Namen Karl Friedrich Fink am 15.12.1889 in Nagold geboren, als Sohn des dortigen Königl. Steuerwächters Karl Michael Wolfgang Fink (evangel.) und der Katharine Margarethe, geb. Heß (evangel.). Die Taufe fand am 29.12.1889 statt.  Dr. Eitel hat nach dem 2. Weltkrieg zu erkennen gegeben, dass er auch jüdische Vorfahren hat. Aus den Kirchenbuch- und Standesamt-Eintragungen lässt sich dies nicht bestätigen. Allerdings ergibt sich aus diesen Unterlagen, dass Dr. Eitels Mutter ein uneheliches Kind war, ihr Vater wird in den Urkunden nicht genannt. Dr. Eitels mütterlicher Großvater, dessen Name unbekannt ist, könnte also jüdischer Abstammung gewesen sein.

Fink besuchte das Wilhelms Realgymnasium Stuttgart, Abitur 1908. Studierte Medizin, in Tübingen 5, Kiel 2, Freiburg 1, München 1, Kiel 2 Semester.  Approbation 1.8.1914. Dissertations-Colloquium am 11.8.1914.  Med.Dissertation an der Universität Kiel bei Prof. Lüthje vom 12.11.1914: „Ein Beitrag zur Hernia funiculi umbicalis“. (gedruckt Kiel 1914, 20 S.) Von August 1914 bis Ende 1918 sehr wahrscheinlich Teilnahme am 1.Weltkrieg als Militärarzt. Kam 1919 nach Hamburg, zunächst Assistent an einem Krankenhaus, dann niedergelassener praktischer Arzt. Erste Heirat, ein Sohn aus dieser Ehe. 1921 lebt das Ehepaar bereits getrennt.  Dr.Fink wohnt 1921 am Schwanenwyk und hat seine Praxis in der Heinrich-Hertz-Str. 7 a.  Am 24.8.1921 kommt es zu einem Konflikt mit einer Patientin, Frau Klara Fründt, Ehefrau eines Hafenarbeiters. So weit bekannt hatte Fink mit ihr eine kurze Liaison gehabt, die er beenden wollte. Anscheinend  beabsichtigte sie nun, ihn  irgendwie zu erpressen. Sie sucht ihn in seiner Wohnung  auf und bedroht ihn mit einem Dolch. In dem anschließenden Handgemenge ersticht Dr. Fink die Frau. Er flieht unter dem falschen Namen Walter Kucharski in die Tschecho-slowakei, wird später dort aufgespürt und festgenommen, kann aber wieder entkommen. Die steckbriefliche Personalbeschreibung der Hamburger Polizei lautet: ,,Dr. Fink ist etwa 1,75 bis 1,78 m groß, schlank,  schmächtig, kurz geschorenes, dunkles Haar, vorn an der Stirn etwas gelichtet, länglich schmales Gesicht mit eingefallenen Backen von gelblich brauner Farbe, dunkle Augen, stechender Blick, glattrasiert, früher Anflug von dunkelblondem Schnurrbart, etwas gebogene Nase (Hakennase)“.

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Schnock, Friedrich (1871 – 1937), Ingenieur

schnock2Friedrich Schnock wurde am 18.09.1871 in Kiel geboren. Er absolvierte eine Ingenieur-Fachhochschule mit summa cum laude. 1899 wurde er von der Firma C. Vering engagiert für den Bau eines Großen Hafens in Tsingtau, als zweiter Wasserbauingenieur neben dem Chefingenieur John Stickforth. 1904 wurde Mole I, 1905 die Mole II fertig gestellt. Er war nicht verheiratet und residierte in einem neu gebauten Wohnhaus in der Nähe des Hafengeländes. 1907 beendete er seine Tätigkeit in Tsingtau und ging nach Südchina. In Kanton erhielt er den Auftrag, einen Stadtplan im großen Maßstab 1:5000 herzustellen. Dieser wurde 1907 im Justus Perthes Verlag in Gotha gedruckt mit dem Titel: „Canton with Suburbs and Honam – Surveyed by Mr. F. Schnock, Engineer“.   Die Karte hat Beschriftungen in Englisch und Chinesisch.

Laut Familienüberlieferung war Schnock in weiteren Städten Chinas tätig. In Shanghai lässt er sich von 1911 bis 1919 nachweisen, wo er eine Baufirma gründete. Das Geschäftslokal lag im International Settlement im Stadtteil Hongqiao, 8 Wayside Inn.  Die Firma hatte vier deutsche Angestellte: Ludwig Euler, Louis Torbohm, Georg Dalles und Georg Pfluger (Bauführer).  Alle vier verlor er durch den Beginn des 1. Weltkrieges. Sie mussten zum Wehrdienst nach Tsingtau sich begeben, wo sie, nach Eroberung der Stadt, in japanische Kriegsgefangenschaft gerieten. Schnock blieb in Shanghai bis zur Zwangsrepatriierung nach Deutschland im Frühjahr 1919.

(Die Angaben zu Kanton und Shanghai verdanke ich Herrn Harald Richter, dem an dieser Stelle dafür gedankt sei.)

Im Jahre 1920, während einer Bahnfahrt, 1. Klasse, von Berlin nach Hildesheim, lernte er Charlotte N.N. (aus Berlin) kennen und stellte ihr spontan einen Heiratsantrag, den sie annahm. Er war nun 49 Jahre alt, sie 23 Jahre (* 28.04.1897, sehr wahrscheinlich in Berlin). Damit seine Frau (genannt Lotti) Ostasien kennenlernt, machte er mit ihr eine Hochzeitsreise auf einem englischen Schiff nach China und wieder zurück.

Schnock war damals offensichtlich in Neustrelitz beschäftigt. Hier wurde 1921 der Sohn Herbert und 1923 der Sohn Detlev geboren, letzterer wurde aber nur 6 Wochen alt. 1924 beschloss Schnock, nach China zurückzukehren. Mit Frau und Kind ließ er sich als Zivil-ingenieur in Tsingtau nieder, wo 1925 die Tochter Christa geboren wurde. Offensichtlich lebte er von wechselnden Aufträgen, war u.a. Vertreter der Shanghaier Baufirma Yao Ling Kee,   oder eine Zeitlang bei der Tobacco Development Co. beschäftigt. Ab Februar 1927 war er „consultant engineer“ beim Tsingtauer Hafenamt.  Auch die chinesische Stadtverwaltung setzte ihn bei bestimmten Projekten ein, z.B. bei der Erweiterung der Tsingtau Brücke, an deren Spitze ein Pavillon im chinesischen Stil hingesetzt wurde.  Als 1933-34 das neue Luxushotel „Edgewater Mansion“ auf der Halbinsel Hui Quan Huk am Badestrand Tsingtaus errichtet wurde, baute Schnock die dazu gehörigen Kaianlagen.

Aber 1935 entschied sich Schnock, nun 64 Jahre alt, mit Familie nach Deutschland zurückzukehren. Dort ergab sich für ihn sehr bald die Notwendigkeit, aus vermögens-rechtlichen Gründen noch einmal nach Tsingtau zu fahren. Er tat dies bereits Ende 1935.   Dort ist Friedrich Schnock am 28.12.1937 gestorben, wahrscheinlich durch einen Herzinfarkt. Er wurde auf dem Internationalen Friedhof Tsingtaus beigesetzt.

Troschel, Ernst (1868 – 1915), Marine-Oberbaurat

Geboren  in Stargard / Pommern 8.4.1868, gefallen in Flandern 1915 als Oberstleutnant.

Marine-Hafenbaumeister Troschel übernahm 4.9.1903 Leitung der Bauabteilung I (Hafenbau)  in Tsingtau. Blieb dort bis 1905. Sein unmittelbarer Chef während dieser Zeit war Baudirektor Julius Rollmann.  1905 entwarf Troschel für Wilhelmshaven die Kaiser-Wilhelm-Brücke. Sie war damals die größte europäische Doppeldrehbrücke. Ausgeführt wurde sie zwischen 1905 und 1907 durch die Firma MAN Nürnberg. (Die Brücke weist viele Schäden auf und wird z.Zt. für viele Millionen EURO saniert. Im Jahr 2012 soll die Sanierung beendet sein. Sie ist nach wie vor die größte deutsche Drehbrücke) Auch baute Troschel den Hafen von Tanger. Nach der Verabschiedung aus der Kaiserlichen Marine war er Direktor bei den Rütgers-werken in Berlin. Gab  das „Handbuch der Holzkonservierung“ heraus. Bei der Mobil-machung 1914 wurde er zum Heeresdienst einberufen. Er fiel 1915 bei den Kämpfen in Flandern.

Ernst Troschel heiratete um 1895 die Medizinstudentin Elise Schulz aus Köslin / Pommern. 1898 promovierte sie in Bern. 1902 wurde sie die erste Ärztin in Deutschland mit dem Staats-examen einer deutschen Universität. Dem Ehepaar Ernst und Elise Troschel wurden 7 Kinder geboren. Während des Tsingtau Aufenthaltes kamen zur Welt Wiegand (* 11.2.1904) und Tsing-Ming Gerda (* 20.9.1905). Frau Dr. Troschel unterhielt in Tsingtau eine private ärztliche Praxis. (Sie ist geboren 1869, gestorben 1952. 1949 verfasste sie ihre Auto-biographie mit dem Titel: „50 Jahre Dr.med.“  Der Text wurde 1996 gedruckt.)

Der Sohn Hans, * 1899, wurde Kunsterzieher, Maler und Schriftsteller. Buch: „Der See  der Milane“. – Das grüne Dreieck mit der schwarzen Flugbildzeichnung eines schwebenden Seeadlers für Naturschutzgebiete stammt von Troschel. Seit der Wende (1990) ist es durch die Eule ersetzt worden.  – Er starb 13.3.1979 in Oldenburg.  (Quelle: Wilhelmshavener Heimatlexikon 1986, hrsgb. von Werner Brune)

Juchheim, Carl (1886 – 1945), Bäcker und Konditor, und Elise Juchheim (1892-1971)

Eine biographische Skizze, zusammengestellt von Wilhelm Matzat

Zur Biographie von Carl und Elise Juchheim erschien 1964 auf japanisch die „Geschichte der Juchheim’s Konditorei“, verfasst von Ichijiro Etajima.  Hauptquelle waren die Erzählungen von Frau Elise Juchheim gewesen, viele Interviews mit ihr waren auf Tonband festgehalten worden. Offensichtlich wurde japanischerseits auch eine deutsche Übersetzung angefertigt. Da sie wohl Schwächen aufwies, wurde Frau Dorothea Heinze von der Firma beauftragt, eine Neufassung in korrekterem Deutsch zu erstellen. 1976 erschien sie in Japan als Privatdruck in maschinen-schriftlicher Fassung mit dem Titel: „Dennoch bleibe ich standhaft. Geschichte der Konditorei Juchheim’s“. 51 Seiten, mit einem Foto von Elise Juchheim auf dem Titelblatt.   In demselben Jahr 1976,  anlässlichder Eröffnung eines Café Juchheim in Frankfurt/Main, wurde dort eine zweite deutsche Übersetzung des Etajima Textes herausgebracht, diesmal übertragen von Prof. Nakaba Terakawa. Der Titel: „Juchheim’s Konditorei zwischen zwei Kontinenten“. 36 Seiten.  Beide Texte bringen auch die Weiterentwicklung der Firma Juch-heim von 1964 bis 1976. Weiterlesen

Die deutsche „Kaiserliche Gouvernements-Schule“ in Tsingtau 1899 – 1920, ein Reform-Realprogymnasium

Die deutsche Schule in Tsingtau ist bis 1914, neben Windhuk in Südwest, wohl die einzige Reichsschule in Übersee gewesen, die vollständig vom Deutschen Reich unterhalten wurde.  Zu Beginn soll die Hauptquelle, die für eine Geschichte der  Schule in Tsingtau 1899 – 1920 zur Verfügung steht, vorgestellt werden.  Ab 1903/04 hat der Direktor jeweils im Juli einen gedruckten Bericht veröffentlicht, der sich auf die Ereignisse des abgelaufenen Schuljahres bezieht. Insgesamt sind so von Juli 1904 bis Juli 1914 elf Jahresberichte erschienen, im Umfang von jeweils 20-22 Seiten. Alle haben dasselbe inhaltliche Schema: I. Lehrverfassung. a) Über-sicht über die Lehrgegenstände und die für dieselben bestimmte Stundenzahl. b) Übersicht über die Verteilung der Stunden unter die einzelnen Lehrer. c) Übersicht über die während des Schuljahres erledigten Lehraufgaben. Für alle neun Klassen, von der untersten, der 3. Vorschulklasse, bis zur Untersekunda wird zunächst der Klassenlehrer genannt, und dann für jede Klasse ausführlich bei jedem einzelnen Fach angegeben, welche Themen behandelt wurden. Im Fach Deutsch werden auch die gestellten Themen der Aufsätze erwähnt. Im letzten Bericht von 1913/14 nimmt dieser Teil, I.c., allein sieben enggedruckte Seiten ein. d) bringt die Themen des katholischen Religionsunterrichtes für die einzelnen Klassen, und e) die Aufgabenbereiche des technischen Unterrichts (Linearzeichnen, Freihandzeichnen, Singen, Handarbeit, Turnen).   f) bringt ein Verzeichnis der eingeführten Lehrbücher. Abschnitt II enthält die Chronik des abgelaufenen Schuljahres, zum Schluß werden die gestellten Aufgaben für die schriftlichen Klausuren der Einjährigenprüfung angeführt. Teil III nennt sich „Statistische Mitteilungen“ mit Tabellen der Schülerzahl pro Klasse, der Religions- und Heimatverhältnisse der Schüler, der Frequenz der letzten 5 Jahre und den Namen der Schüler, die nach bestandener Schlußprüfung die Schule verlassen. Abschnitt IV nennt jedes Buch, jede Landkarte, jedes Gerät, das in dem Jahr angeschafft oder geschenkt wurde. Zum Schluß bringt Teil V Mitteilungen an die Schüler und ihre Eltern, u.a. über die Ferientermine, die Höhe des Schulgeldes usw.   Vielleicht gibt es für keine andere deutsche Schule über elf kontinuierliche Jahre hin eine so dichte und detaillierte Information über alles, was dort gelehrt wurde, welche Lehrbücher man verwendete, welche Titel die Lehrer- und Schülerbibliothek besaß und anderes mehr. Nur zwei- oder dreimal wurde in diesen 11 Jahrgängen vom üblichen Schema abgewichen. Ein einziges Mal brachte ein Jahresbericht, und zwar der von 1905/06, die Namen aller 65 Jungen mit Geburtstag und –ort, sowie dem Beruf des Vaters. Der Jahresbericht 1910/11 bringt Kurzbiographien aller damaligen Lehrer, und in den späteren Annalen werden bei neueingestellten Lehrern auch ihre Kurzbiographien angeführt, was vor 1910 nie der Fall war.
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Rohde, Carl – Kaufmann (ca. 1871 – 1923)

 In Hamburg gab es vor 1900 eine Speditionsfirma Matthias Rohde & Co. Ein Mitinhaber war um diese Zeit  Georg Rohde (* in Hamburg 1868, + in Schwerin 1944). Ebenfalls tätig in dieser Firma war Carl Rohde, ein Vetter des Georg.  Carl stammte aus Bremen und war 1898 für die Firma in New York tätig. Diese schickte ihn 1898 nach Tsingtau, er sollte die Leitung der Kiautschau-Gesellschaft m.b.H. vor Ort übernehmen. Im Tsingtauer Handelsregister ist sie mit der Nummer 1 als die erste Firma Tsingtaus eingetragen! Diese war von den Firmen Matthias Rohde & Co. und von Tippelskirch & Co. (Berlin) als allgemeine Handels-gesellschaft gegründet worden (Agentur, Commission, Spedition, Import). Geschäftsführer der Dachfirma waren Hermann und Ferdinand Hecht von der Firma Pfeiffer & Co. in Berlin, Ritterstr. 48. Ihre Vertretungsbefugnis erlosch aber am 31.1.1901. Rohde ließ 1900 bis Mai 1901 in Tsingtau an der Ecke Prinz Heinrich Str. und Albert Str. ein großes, mehrgeschos-siges Geschäftshaus errichten, das an verschiedene Nutzer vermietet wurde, u.a. zog die Hauptpost dort ein. (Die Deutsche Reichspost kaufte das ganze Gebäude im April 1911).   Dieses Gebäude steht auch heute noch. Rohde vertrat die Ostasieninteressen der Firma Matthias Rohde & Co., er ermöglichte ihr die großen Kohlen-Charter-Geschäfte für die deutsche Reichsmarine. Spätestens ab 1902 war Rohde dann auch Mitinhaber der Kiautschau-Gesellschaft. Am 7.7.1903 schied Rohde als Geschäftsführer der Kiautschau-Gesellschaft aus, sein Nachfolger war Carl Weiss. 1904 oder Anfang 1905 verließ Rohde die Kiautschau-Gesellschaft m.b.H. und wurde Mitinhaber der größten Kaufhaus-Gesellschaft  in Tsingtau: Sietas, Plambeck & Co.  Von den 3 anderen Mitinhabern dieser Firma hatten zu dem Zeitpunkt 2 sich bereits aus China verabschiedet. Jürgen Block und Heinrich Plambeck lebten in Hamburg, nur Hans C. Augustesen befand sich in Tsingtau. Zusammen mit ihm gehörte Rohde nun bis zum Kriegsbeginn 1914 zu den führenden Großkaufleuten der Stadt. Die Firma hatte 1905 ca. 20 deutsche Angestellte, darunter 3 Schlachter, 1 Conditor, 2 Landwirte. Außerdem hatte sie Zweiggeschäfte in Tschifu (Yantai) und später in Tsinanfu. 1905 betrieb sie: Import, Spedition, Versicherung, Lagerhäuser, Schiffshändler, Schlachterei, Dampf-bäckerei, Eisfabrik und Kühlräume, Wasserboote, ein komplettes Lager aller Warengattungen, dazu einen landwirtschaftlichen Betrieb, den Alsenhof, der neben der Germania Brauerei lag.

Später kaufte die Firma das Prinz-Heinrich-Hotel und das Strandhotel, errichtete 1912 das Logierhaus als Annex zum Prinz-Heinrich-Hotel und kaufte schließlich 1914 auch das Central Hotel. Natürlich war die Gesellschaft auch Agentur für mindestens 15 Firmen in der ganzen Welt, darunter die Speditionsfirma Matthias Rohde & Co. in Hamburg. Für diese Verbindung hatte natürlich Carl Rohde gesorgt.

Er war nicht verheiratet. Geboren war er ca. 1871, damit rund 43 Jahre alt, als der Krieg begann. Am 20.8.1914 wurde er als Gemeiner zum Landsturm einberufen, aber für dienstuntauglich aus gesundheitlichen Gründen erklärt. Dementsprechend wurde er nach dem 7.11.1914 von den Japanern zunächst nicht behelligt. Diese inhaftierten aber am 14.1.1915 viele deutsche Männer, die im Landsturm tätig gewesen waren, darunter auch Carl Rohde. Sie wurden alle in japanische Kriegsgefangenschaft gebracht.  Rohde traf am 27.1.1915 in Osaka ein. Am 5.2.1915 stellte er den Antrag, als Nichtkombattant wieder entlassen zu werden, doch hatte er, wie viele andere, keinen Erfolg damit. Später war Rohde im Lager Ninoshima. Ende 1919 kam die Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft und Rohde kehrte nach Tsingtau zurück.

1923 hielt er sich im Sommer in Japan auf und erlitt durch das große Erdbeben in Tokio-Yokohama am 1.9.1923 einen Schlaganfall, an dem er verstarb.

Doenitz, Paul, Dr.phil., (1866 – 1955) Gymnasialprofessor

Geb.: 05.10.1866 in Trebnitz an der Saale; gest. 08.01.1955 in Erfurt.

(Diese biographische Skizze wurde verfasst von Dietrich Doenitz und Wilhelm Matzat)

Paul Julius August Dönitz war das erste Kind des Gutsbesitzers Johann Karl Julius Dönitz und seiner Ehefrau Pauline Friedericke.

Nach dem Besuch der Dorfschule wechselte er 1878 an die Lateinische Hauptschule der Franckeschen Stiftungen in Halle, wo er 1887 sein Abitur ablegte.
 
Es folgte das Studium in den Fächern Geschichte, Geographie und Germanistik in Tübingen, Kiel, Berlin und Halle.  Am 31.10.1891 promovierte er in Halle im Fach Geschichte zum Dr.phil. mit der Dissertation: „Über Ursprung und Bedeutung des Anspruches der Päpste auf Approbation der deutschen Königswahlen.“ (63 S.). Nach abgelegtem Staatsexamen (24. Juli 1893) leistete er das Seminar- und Probejahr an den Königlichen Gymnasien zu Danzig und Strassburg i.Westpreußen ab.

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